Vettel auch in Ungarn in Ricciardos Schatten
Budapest (dpa) - Für Sebastian Vettel ist diese Formel-1-Saison einfach zum Vergessen. Auch beim GP von Ungarn kletterte der Titelverteidiger wieder frustriert als Siebter aus dem Auto, während sein vom Rennglück verwöhnter Red-Bull-Kollege Daniel Ricciardo als Sieger völlig ausflippte.
„So ist das manchmal“, murrte der Hesse angefressen. „Das war kein gutes Rennen. Es war einfach die Frage, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein“, fügte Vettel hinzu. Und wie schon so oft in diesem Jahr gelang dem 27-Jährigen genau das nicht.
Dabei hatte bis zum Start noch alles danach ausgesehen, als könnte der viermalige Weltmeister nach einer enttäuschenden ersten Saisonhälfte endlich die Wende schaffen. Im Training war er ebenso klar schneller als Ricciardo wie in der Qualifikation, die er auf dem aussichtsreichen zweiten Startplatz beendete.
Doch im atemberaubenden Grand Prix merkte Vettel schnell, dass dieses Jahr einfach nicht seines ist. Am Start verlor er zwei Plätze, die erste Safety-Car-Phase erwischte ihn wie die komplette Spitze zur falschen Zeit. Der Champion fiel zurück und leistete sich dann noch einen gefährlichen Ausrutscher, nach dem er fast in die Boxenmauer gekracht wäre. „Wir haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“, bekannte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
Zu allem Überfluss beklagte Vettel einen schweren Patzer seiner Ingenieure, die ihm beim Neustart eine falsche Motoreneinstellung übermittelt hatten. „Das haben wir klasse hinbekommen. Das war grandios“, ätzte der Heppenheimer.
Eine verpatzte Testphase, eine Pannenserie, ein schwer fahrbares Auto mit einem schwachen Renault-Motor und ungewohnte Fehler bei der Rennstrategie - die vergangenen Monate waren ein echter Härtetest für Vettels Geduld und Nerven. Dazu setzt das Duell mit Ricciardo dem Dauersieger der vergangenen Jahr mehr zu als vorher von den meisten erwartet. Schon bei seinem Debüterfolg in Kanada hatte Ricciardo das Glück auf seiner Seite, während Vettel sich vom Team benachteiligt fühlte. Auch diesmal war der Australier der größte Profiteur des irren Rennverlaufs auf dem Hungaroring.
„Es war einfach Glückssache“, stellte Vettel ernüchtert fest. Mit 131 WM-Punkten hat Ricciardo als Gesamtdritter nun schon 43 Zähler Vorsprung auf den Deutschen, der als Sechster in die Sommerpause geht. Der Newcomer aus Down Under hat damit im Gegensatz zu Vettel zumindest noch Restchancen auf einen Angriff auf den Titel in den verbleibenden acht Rennen. Der Weltmeister war angesichts dieser trüben Aussichten froh über den anstehenden Urlaub. „Der tut allen gut“, seufzte Vettel. „Es war eine harte erste Saisonhälfte.“