Vettel-Boss Mateschitz wird 70 - „unglaublicher Mensch“

Berlin (dpa) - Zum runden Geburtstag in diesem Jahr erfüllt sich Dietrich Mateschitz einen persönlichen Traum: Ein Formel-1-Rennen im eigenen Land. Gleichwohl dürfte ihn auch dann die Sorge umtreiben, wie er dem medialen Andrang in Österreich um seine Person am besten aus dem Weg gehen kann.

Vettel-Boss Mateschitz wird 70 - „unglaublicher Mensch“
Foto: dpa

So wie an seinem 70. Geburtstag am 20. Mai, vor dem er sich in ein nicht näher bekanntes Urlaubsdomizil verabschiedete. „Sonst steht die Blasmusik vor meiner Tür“, erklärte Mateschitz der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Ein unauffälliger Typ ist er nicht gerade. Braun gebrannt, groß gewachsen, eine charismatische Erscheinung. Zu Formel-1-Rennen oder auch mal Testfahrten reist Mateschitz im Privatflieger an. Dann sitzt er meist irgendwo hinten im Motorhome, oder er hält sich in der Box dezent im Hintergrund auf. „Er mischt sich nicht ein“, versicherte Red-Bull-Teamchef Christian Horner in einem dpa-Gespräch. Gleichwohl stellte der Brite klar: „Alle großen Entscheidungen gehen über seinen Schreibtisch.“

Der erfolgreiche Rennstall Red Bull Racing gehört zum riesigen Imperium, dass der Steirer aufgebaut hat. Dazu zählen neben dem Red-Bull-Schwesterteam Toro Rosso auch Fußball-Vereine wie Red Bull Salzburg, Zweitliga-Aufsteiger RB Leipzig, New York Red Bull, aber auch Medienanstalten, darunter sogar ein eigener Fernsehsender. „Ihm geht es um die totale Vermarktung seines Kernprodukts: die Aufmerksamkeit seiner Zielgruppe zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt“, urteilte einmal das Manager Magazin.

Deswegen ist der Name bei Red Bull auch als Sponsor Programm, selbst wenn es dafür wie im Fall von RasenBallsport Leipzig einer anderen, offiziellen Variante bedurfte. Daneben inszeniert der Getränkehersteller immer wieder spektakuläre Events, die ihrer Risiken wegen auch oft schon kritisch beäugt wurden. Was aber auch immer es ist, Mateschitz bleibt im Hintergrund. So wie beim Stratosphären-Sprung von Felix Baumgartner. Die Bilder gingen im Oktober 2012 um die Welt, den Chef suchte man darauf aber vergebens. Eine Marke, die von ihrer Darstellung lebt, hat einen Besitzer ohne Selbstdarstellungsbedürfnis. „Beliebtheitswerte sind nebensächlich“, betonte Mateschitz, ein diplomierter Kaufmann.

Den Abschluss machte er an der Hochschule für Welthandel in Wien, damals war Mateschitz 28 Jahre alt. Danach arbeitete er als Produkt-Manager bei einem Kaffeehersteller und als Marketing-Chef bei einer Zahnpastafirma. Auf einer Dienstreise in den 80er Jahren machte er eine Entdeckung, die seine Karriere beschleunigen sollte. Er kaufte die Lizenz für ein Getränk mit Namen „Roter Stier“, am 1. April 1987 kam der Energy Drink Red Bull in Österreich auf den Markt. Gelegen in Fuschl am See, wirkt die Firmenzentrale von außen eher wie eine Wellness-Oase. Weil der Energy Drink zunächst nicht die deutschen Normen erfüllte, war er vorerst im Nachbarland verboten. Der Nachfrage tat dies keinen Abbruch.

Ende 2013 waren 9694 Mitarbeiter in 166 Ländern bei Red Bull angestellt. Weltweit wurden nach eigenen Angaben 5,387 Milliarden Dosen Red Bull verkauft - noch einmal 3,1 Prozent mehr als 2012. „Der Unternehmensumsatz stieg von 4,930 Milliarden Euro erstmals über die 5-Milliarden-Euro-Marke auf 5,040 Milliarden Euro, schreibt Red Bull auf seiner Homepage. „Absatz, Umsatz, Produktivität und Betriebsgewinn konnten weiter gesteigert werden und stellen bisherige Bestmarken in der Firmengeschichte dar.“

„Was er in seinem Leben erreicht hat, ist phänomenal“, sagt einer seiner Topangestellten, Red-Bull-Teamchef Horner. Es sei eine große Freude mit Mateschitz zu arbeiten. Als Red Bull 2005 sein Debütjahr in der Formel 1 feierte, haftete dem Team sofort der Ruf als Party-Truppe an. Bei den Rennen defilierten die sogenannten Formula Unas, praktisch die eigenen Grid-Girls. Selbst eine eigene Grand-Prix-Zeitung druckte Red Bull eine Zeit lang - für viel Geld mitunter in einem speziellen Truck an der Strecke.

Mit zunehmendem Erfolg nahmen derlei Extravaganzen ab. 2009 verpasste Sebastian Vettel nach seiner Beförderung von Toro Rosso zu Red Bull noch den Titel, von 2010 bis 2013 räumte Red Bull alles ab. Der Plan war aufgegangen, binnen fünf Jahren hatte Mateschitz - „Die Formel 1 ist ja eine Passion, das ist keine Frage des Geldes“ - einen Weltmeister-Rennstall. Und Vettel schenkte er die Weltmeiste-Autos.

Bei RB Leipzig ging der Plan bislang ebenfalls auf, das Hickhack um die Lizenz ist beendet, das Team in der Messestadt mittlerweile auch respektiert. Und so wundert es auch nicht, dass Mateschitz in seinem runden Geburtstagsjahr die Rückkehr der Formel 1 in seine Heimat feiern darf. Im Juni in Spielberg, auf dem Red-Bull-Ring.