Vettel sehnt Ruhe herbei - Ferrari beseitigt Schwächen
Berlin (dpa) - Sebastian Vettel wird der Party-Pflichten eines viermaligen Weltmeisters allmählich überdrüssig. „Ich fühle mich wohler, wenn ich zu Hause auf der Couch bin und alles ist ruhig“, bekannte der Formel-1-Serienchampion bei seinem Feier-Zwischenstopp im Red-Bull-Haussender Servus TV.
Doch schon am Mittwoch muss der 26-Jährige beim Jubel-Empfang in der Teamfabrik im englischen Milton Keynes wieder den Entertainer spielen. Jeder will ein Stück vom Dauersieger aus Heppenheim. „Spätestens wenn man bei der Weihnachtsfeier von jedem Mitarbeiter die Frau gedrückt oder mit dem Mann ein Foto gemacht hat, weiß man, wie viele da involviert sind“, erklärte Vettel in Salzburg. Dabei braucht der Hesse nach zuletzt sieben Grand-Prix-Erfolgen nacheinander doch noch Kraft für die verbleibenden zwei Rennen und den Angriff auf die nächsten Rekorde.
Keine Sorge, meint zumindest Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko. Der Jahres-Endspurt ist Vettel-Zeit, behauptet der Österreicher. „Während andere schon die Strapazen der Saison spüren, wird der immer stärker. Und ich glaube, daran zerbricht die Konkurrenz“, sagte Marko.
Formel-1-Legende Stirling Moss bewertet Vettels Leistungen sogar höher als die von Rekordweltmeister Michael Schumacher. „Er ist so jung, er könnte wahrscheinlich zehn Titel einsammeln“, sagte der Brite dem Boulevardblatt „Mirror“. Selbst starke Rivalen wie Ferrari-Pilot Fernando Alonso könnten den Deutschen nicht einholen, so lange er im Red Bull sitze.
Das sieht Scuderia-Teamchef Stefano Domenicali anders. Der italienische Traditionsrennstall sei für 2014 deutlich besser aufgestellt als noch in dieser Saison. „Wir haben die Schwachstellen gefunden und werden sie für das nächste Jahr ausmerzen“, versicherte Domenicali der Tageszeitung „Die Welt“. Die Überlegenheit von Red Bull in diesem Jahr sei zusätzliche Motivation. „Ferrari muss und wird in Zukunft liefern“, versprach Domenicali.
Hoffnung für 2014 macht dem Italiener die umfassende Regelreform mit neuen Sechszylinder-Motoren und das starke Piloten-Duo mit Alonso und Rückkehrer Kimi Räikkönen. Für die Zukunft aber liebäugelt Domenicali weiter mit einer Vettel-Verpflichtung. Auch Ferrari dürfe „niemals nie sagen zu einem Fahrer wie Sebastian Vettel“.
Der noch bis Ende 2015 an Red Bull gebundene Vettel überhört solche Avancen bislang. Er setzt auf Treue und will auch seine Erfolgscrew beisammen halten. Dass Design-Guru Adrian Newey zuletzt Interesse an einer Aufgabe als Entwicklungshelfer für ein britisches Segel-Team im America's Cup bekundete, passt Vettel gar nicht. „Ich möchte das nicht, dass er das macht“, sagte Vettel und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wenn er Boot fahren war, kam er immer mit einem Riesen-Sonnenbrand zurück. Das würde einfach nicht passen.“
Auch für die Teamspitze spielt Newey beim nächsten Titelprojekt wieder eine ganz entscheidende Rolle. „Wann immer es eine Reglementänderung gegeben hat, war Adrian in der besten Form und seine Autos waren unschlagbar“, verkündete Red-Bull-Aufseher Marko. So viel Zuneigung überzeugte auch den eigenwilligen Newey. „Irgendwann mal, aber nicht in der nahen Zukunft“ werde er sich sein Segel-Abenteuer gönnen. Vorerst haben die nächsten Vettel-Triumphe noch Priorität.