Formel 1 Wehrleins letzte Ausfahrt - Kubica wohl Williams-Favorit
Abu Dhabi (dpa) - Die Sorgen um die Zukunft schiebt Pascal Wehrlein vor seinen wohl letzten Formel-1-Runden beiseite. Auf alle Fragen nach seinen ziemlich minimalen Chancen auf ein Stammcockpit in der kommenden Saison gibt sich der 23-Jährige im Fahrerlager von Abu Dhabi als entspannter Optimist.
Nein, eine Rolle als Testpilot würde ihm nicht genügen, sagt Wehrlein. „Es ist immer noch nicht vorstellbar, nächstes Jahr keine Rennen zu fahren“, versichert der Worndorfer. Beim Schweizer Sauber-Team aber wird Wehrlein seinen Platz räumen müssen. Das letzte freie Cockpit bei Williams könnte an Robert Kubica gehen, der vor einem sensationellen Comeback steht.
Die Wiederkehr des Polen, fast sieben Jahre nach seinem Horror-Crash bei einer zweitklassigen Rallye, beflügelt die Fantasien der Branche deutlich mehr als der Fall Wehrlein. Der Deutsche saß in seinen beiden Formel-1-Jahren bei Manor und Sauber stets im schlechtesten Auto, in 38 Grand Prix ergatterte er sechs Punkte. „Ich hatte einige Highlights, aber man kann nicht immer glänzen“, sagt Wehrlein.
Kubica indes galt spätestens seit seinem Sieg mit BMW in Kanada 2008 als kommender Weltmeister, ehe ihn der Unfall vor der Saison 2011 fast den rechten Arm kostete. Mühsam arbeitete sich der Mann aus Krakau zurück, trotz körperlicher Einschränkungen überzeugte Kubica zuletzt bei Testfahrten im Formel-1-Auto. Auf der Suche nach einem neuen Teamkollegen für den Kanadier Lance Stroll, der dank der Sponsoren-Millionen seines Vaters gesetzt ist, verhandelt nun Williams mit dem 32-Jährigen.
Nach dem Grand Prix in Abu Dhabi wird Kubica bei den letzten Tests des Jahres auf dem Yas Marina Circuit für Williams zum Einsatz kommen. Spekulationen, dass bereits ein Zweijahresvertrag unterschrieben sei, wies der britische Rennstall indes zurück. Die Russen Sergej Sirotkin und Daniil Kwjat, dem bei Toro Rosso gekündigt wurde, gelten neben Kubica und dem Briten Paul di Resta als Anwärter auf den Platz von Felipe Massa, der seine Karriere beendet.
Wehrlein dagegen ist bestenfalls ein Außenseiter-Tipp. „Hoffnung habe ich auf jeden Fall noch“, beteuert er dennoch. Allerdings steht ihm wohl auch eine Vertragsklausel von Williams mit Namenssponsor Martini im Weg. Demnach muss mindestens einer der beiden Fahrer des Teams über 25 sein, damit der Spirituosenkonzern mit ihm überall für seine Produkte werben kann. Ein Duo mit Wehrlein und dem 19 Jahre alten Stroll würde diese Bedingung nicht erfüllen.
So erscheint für den Mercedes-Schützling Wehrlein eine Rückkehr ins Deutsche Tourenwagen Masters als derzeit wahrscheinlichste Option. In der DTM wurde er 2015 als jüngster Pilot Meister, und bis heute führt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff für ihn die Vertragsgespräche. Eine große Zukunft hätte für Wehrlein das DTM-Comeback aber nicht. Mercedes steigt Ende 2018 aus der Rennserie aus.