Formel-1-Weltmeister Hamiltons Kampfansage: „Jetzt möchte ich Nummer fünf!“

Mexiko-Stadt (dpa) - In Champagner-Laune richtete Lewis Hamilton gleich die nächste Kampfansage an seinen geschlagenen und tief deprimierten Rivalen Sebastian Vettel.

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„Vier ist eine fantastische Zahl, aber jetzt möchte ich Nummer fünf!“, sagte der neue Formel-1-Weltmeister. Im Moment des prickelnden Triumphs fühlte sich der Brite schwerelos und ließ sich von seinem Mercedes-Team auf den Schultern tragen. „Es ist, als wäre ich im Weltraum.“

Sebastian Vettel dürfte diese Worte zunächst mit Schrecken vernommen haben, so sehr er das Duell mit dem nunmehr erfolgreichsten britischen Piloten auch schätzt. An einem seiner düstersten Tage in der Motorsport-Königsklasse wollte der geschlagene Ferrari-Star am glanzvollen Bild des Briten aber nicht kratzen. „Er hat es verdient, er fährt eine sehr starke Saison, er war insgesamt der bessere Mann“, sagte Vettel.

Der 30 Jahre alte Deutsche hat seit Sonntag bittere Gewissheit, dass er auf seinen fünften WM-Titel weiter warten muss. „Zu realisieren, dass es dieses Jahr nicht geklappt hat, ist hart“, räumte Vettel ein. Zwei Rennen stehen in diesem Jahr noch aus: „Jetzt haben wir ein paar Tage frei, dann versuchen wir, die Saison so zu Ende zu bringen, wie es das Team verdient hat“, sagte Vettel. Sein vierter Rang in Mexiko war zu wenig, Hamiltons Neunter Rang reichte aus.

Nicht Vettel, sondern Hamilton macht sich weiter auf den Weg, die Rekordlisten der Formel 1 neu zu schreiben. „Eine von den Göttern gesegnete Saison“, pries die französische Zeitung „Le Figaro“. Auch Ex-Kollege Nico Rosberg verneigte sich vor dem Briten, den er im vergangenen Jahr im WM-Kampf geschlagen hatte. „Eine großartige Leistung dieses Jahr und eine hochverdiente vierte Meisterschaft“, richtete Rosberg via youtube.com seine Glückwünsche aus.

2008, 2014, 2015 und 2017 wurde Hamilton Weltmeister, vier Titel wie nur Vettel und Alain Prost noch. Ein weiterer fehlt dem Briten, um mit Juan-Manuel Fangio gleichzuziehen, drei sind es bis zur Rekordmarke von Michael Schumacher. Dessen Pole-Bestmarke (68) hat Hamilton in diesem Jahr bereits deutlich überboten (72). „Hamilton ist zur Zeit ganz einfach der talentierteste Fahrer in dem Sport“, befand „The Independent“.

91 Rennsiege gelangen Ex-Rennfahrer Schumacher, Hamilton steht bei 62. „Ich richte mich nicht an Rekorden aus“, betonte Hamilton allerdings in Mexiko-Stadt noch einmal nach einem Grand Prix, den so vermutlich niemand erwartet und Hamilton am wenigsten erhofft hatte: „Ehrlich gesagt, war es eine schreckliche Art, es so zu schaffen.“

Es war aber der 20 Jahre alte Max Verstappen, der mit seinem Sieg im Red Bull unterstrich, dass auch er im kommenden Jahr Vettels Hoffnungen auf den ersten Titel mit Ferrari dämpfen könnte. Dahinter kamen Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas und Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen ins Ziel.

All das, weil das Rennen nach wenigen hundert Metern eine dramatische Wendung genommen hatte: Vettel und Hamilton waren aneinandergeraten. Pole-Mann Vettel schlitzte mit seinem von einem Manöver gegen Verstappen demolierten Frontflügel den rechten Hinterreifen von Hamilton auf. Beide musste nach einer Runde an die Box, um von den Plätzen 19 (Vettel) und 20 (Hamilton) eine Aufholjagd zu starten. „Ich glaube, es ging so ziemlich alles in die Hose nach der ersten Kurve“, meinte Vettel. Er hätte schon gewinnen müssen, um die Titelfeier von Hamilton noch länger hinauszuzögern.

Auf die ganz große WM-Party seines Teams musste der Brite aber noch verzichten. In Abu Dhabi beim Finale will es Mercedes „krachen“ lassen, kündigte Teamchef Toto Wolff an. Die Silberpfeile feierten unter der Führung des Österreichers acht Titel in vier Jahren, viermal die Fahrer-, viermal die Konstrukteurs-WM. Die aktuelle sei aber die „härteste Weltmeisterschaft überhaupt“ gewesen, meinte Wolff.

Sein Star-Pilot hat aber noch ausreichend Kräfte, sich einen weiteren Wunsch zu erfüllen. Nach dem Rennen in der Höhenluft von Mexiko-Stadt will Hamilton nach Peru reisen. Ziel: Die legendäre Inkastadt Machu Picchu auf fast 2500 Metern Höhe. Danach steht in zwei Wochen das Rennen in Brasilien an. In der Heimat seines großen Idols Ayrton Senna wird Hamilton nach diesem komischen Krönungsrennen erst recht seinen zehnten Saisonsieg schaffen wollen. Zudem will er seinen ohnehin bis Ende 2018 laufenden Vertrag bei Mercedes in den nächsten Wochen verlängern.

Für Vettel werden es noch zwei Rennen, die er mit Würde hinter sich bringen muss. „Was das nächste Jahr bringt, weiß ich nicht“, sagte Vettel, der zur Saison 2015 von Red Bull zur Scuderia gewechselt war: „Es steckt viel in unserem Team, wir können uns noch verbessern, dass sollte es einfacher machen, erneut darum zu kämpfen.“