Besonderes Rennen für Vettel „Im siebten Himmel“: Die Formel-1-Magie von Monza

Monza (dpa) - Schon als Spaziergänger im Königlichen Park von Monza meint man, die Tradition dieser mythischen Formel-1-Stätte regelrecht spüren zu können.

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Man muss nur einen der drei Haupteingänge durchschreiten, neben denen auf Schildern mit weißer Schrift auf braunem Grund geschrieben steht: Parco di Monza.

Für die Königsklasse des Motorsports ist es ein Ort voller Emotionen, Dramen und Triumphe. Nördlich von Mailand wird man im motorsportbegeisterten Italien zum Helden - oder findet sogar den Tod. Michael Schumacher oder Sebastian Vettel verbinden mit dem Königlichen Park ganz eigene Geschichten.

Der vor vier Jahren bei einem Skiunfall schwer verunglückte Schumacher ist mit fünf Erfolgen noch immer Rekordgewinner beim Grand Prix von Italien. Sein erster Sieg 1996 im Autodromo Nazionale di Monza war für den späteren Rekordweltmeister etwas Außergewöhnliches. Denn Schumacher feierte auf dem heute 5,793 Kilometer langen Kurs eine perfekte Monza-Premiere als Ferrari-Fahrer.

Der damalige Scuderia-Präsident Luca di Montezemolo lobte seinen Star-Piloten: „Ich bin im siebten Himmel. Michael ist ein Gott.“ Der demnach überirdische Rennfahrer meinte angesichts der komplett ausgeflippten Tifosi: „Sowas habe ich wirklich noch nie in meinem Leben gesehen.“ Der Ritterschlag kam vom „Corriere della Sera“: Schumacher sei nun „einer von uns“, schrieben die Italiener.

Das bisweilen Überdrehte, aber auch ungemein Herzliche in Italien hat auch Vettel längst kennengelernt. Auf seinen Premierensieg in Monza für die Scuderia wartet der Heppenheimer aber noch. Anlässlich des 70. Geburtstags von Ferrari in diesem Jahr käme ihm ein Erfolg am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Sky) sehr gelegen - auch mit Blick auf seine WM-Führung vor Mercedes-Mann Lewis Hamilton.

Seinen ganz besonderen Monza-Moment hatte Vettel 2008. Damals raste der Youngster mit nur 21 Jahren und 73 Tagen im Toro Rosso zu seinem ersten Formel-1-Sieg. „Diese Bilder, diese Emotionen werde ich nie vergessen“, schwärmte Vettel damals.

Es gibt aber auch die Schattenseiten dieses Grand Prix, der zusammen mit Silverstone seit der Formel-1-Premierensaison 1950 fest im Rennkalender verankert ist. Alberto Ascari kam 1955 bei Tests ums Leben, Wolfgang Graf Berghe von Trips verunglückte sechs Jahre später bei einem Horrorcrash. Im „Tempel des Tempos“ starb Jochen Rindt 1970 und wurde posthum Weltmeister.

Vettel & Co. rasen bei Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 360 km/h um den Kurs, der Vollgasanteil liegt bei bis zu 79 Prozent. Doch über die Jahre wurde die Strecke durch Schikanen sicherer gemacht. Gerade der Nervenkitzel auf diesem Mutkurs macht für Fahrer und Fans aber noch immer den enormen Reiz des Gran Premio aus.

Selbst wenn der frühere Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone immer wieder mal drohte, außerhalb des europäischen Kernmarkts viel mehr Geld machen zu können - am Heiligtum Monza ist nicht zu rütteln. Mindestens bis Ende 2019 wird die Formel 1 in der Parkanlage Station machen, die 1805 auf Wunsch von Kaiser Napoleon realisiert wurde.

Aber irgendwann wendet man sich von dieser riesigen Grünen Lunge wieder ab, schreitet durch einen steinernen Bogen hinaus ins normale Leben und lässt all die Geschichten und all die Hysterie um diesen Parco di Monza wieder hinter sich. Bis zum nächsten Jahr.