Kein Zoff mehr: Neue Vettel-Attacke mit Vorsicht
Budapest (dpa) - Schluss mit Zoff und Frust: Sebastian Vettel will keinen Ärger mehr mit den Formel-1-Aufsehern und sich mit einem Erfolgserlebnis in die Sommerferien verabschieden.
„Wichtig für uns ist jetzt, dass wir uns durch den kleinen Rückschlag nicht entmutigen lassen dürfen“, betonte der Doppelweltmeister. Soll heißen: Erst recht attackieren beim Großen Preis von Ungarn an diesem Sonntag, wo Vettel trotz Pole Position in seinen beiden Champions-Jahren bisher noch nie gewinnen konnte.
Allerdings steckt Vettel bei der Aufholjagd zu seinem historischen WM-Hattrick in der Zwickmühle: „Wir werden darauf achten, nichts mehr zu tun, was unsere Platzierung auch nur irgendwie gefährden würde.“ Gegen den derzeit brillant fahren WM-Spitzenreiter Fernando Alonso scheint aber mit Vorsicht schon gar kein Kraut gewachsen. Nach drei Siegen in diesem Jahr kehrt der spanische Weltmeister von 2005 und 2006 zudem an einen für ihn erinnerungswürdigen und motivierenden Ort zurück: Auf dem Hungaroring feierte Alonso 2003 seinen ersten Formel-1-Sieg.
Mit Ungarn-Sieg Nummer zwei würde er vor der vierwöchigen Sommerpause seine ärgsten Verfolger Mark Webber und Vettel noch weiter abschütteln. Vor dem elften von 20 Saisonrennen hat Alonso 154 Punkte und damit 24 Zähler mehr als Webber und 44 mehr als Vettel. „Es liegt noch ein langer Weg mit vielen Hindernissen vor uns. Das erste und momentan gefährlichste ist, dass wir uns von der Euphorie um uns herum anstecken lassen“, mahnte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.
Und wie das echte Leben aussieht, bekamen seine beiden Fahrer Alonso und Felipe Massa bei einem Besuch der Region unweit Maranello zu spüren, in der im Mai ein Erdbeben gewütet hatte. „Das war ein emotionaler Tag“, meinte Alonso.
Das wird der kommende Sonntag für den Spanier sicherlich auch. Denn Alonso feiert dann seinen 31. Geburtstag. Mit einem Selbstläufer als Geschenk rechnet er keineswegs. „Es wird wieder eng“, prophezeite Alonso mit Blick auf den lediglich 4,381 Kilometer langen Kurs, der vor allem in der Qualifikation keinen Fehler verzeiht.
In den vergangenen beiden Jahren kam Vettel damit im Qualifying bestens zurecht: Beide Male startete der Heppenheimer in seinem Red Bull von der Pole. 2010 musste er sich aber Teamkollege Webber und Alonso geschlagen geben, vor einem Jahr war Button schneller. Ausgerechnet Button, dem Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko die Schuld an der Strafe gegen Schützling Vettel nach dem Großen Preis von Deutschland am Sonntag gab.
Doch damit nicht genug: Auch Lewis Hamilton, dessen regelkonformes Manöver nach einer Überrundung Vettel als „dumm“ bezeichnete, weiß, wie man auf dem Hungaroring gewinnt. Button und Hamilton kommen auf dem Puszta-Kurs auf vier Siege. Insgesamt entschied ihr McLaren-Team in den vergangenen sieben Jahren das Ungarn-Rennen fünfmal für sich.
Rekordgewinner auch auf dem Kurs in Ungarn ist aber Michael Schumacher. Und auch er will sich wie Kumpel Vettel nicht mit einem weiteren Frusterlebnis in die Formel-1-Ferien bis zu seinem 300. Grand Prix am ersten Septemberwochenende in Spa Francorchamps verabschieden.
„Warten wir ab, was hier für uns drin ist, bevor das Team in die verdiente Sommerpause geht“, meinte Schumacher, der noch immer auf seinen ersten Sieg seit seinem Comeback wartet und im Klassement nicht mal unter den Top Ten rangiert (12. Platz/29 Punkte).
„Wenn man sich nur den Punktestand ansieht, sieht es nicht so gut aus, aber wer etwas genauer hinschaut und auf bestimmte Resultate achtet, erkennt, dass das Gesamtbild viel besser wirkt“, meinte Schumacher. Allerdings fehlte Mercedes zuletzt beim Heimrennen rund eine halbe Sekunde zur Spitze, Nico Rosberg kam nach einer völlig verkorksten Qualifikation auf den zehnten Rang.
„Der Hungaroring könnte unserem Auto liegen, allerdings darf man sich dessen in diesem Jahr nie zu sicher sein“, meinte der China-Sieger und WM-Sechste (76).