Keine Atempause: Vettel startet Triple-Projekt

Yeongam (dpa) - Ohne echte Atempause startet Doppel-Weltmeister Sebastian Vettel schon am 13. Oktober sein Triple-Projekt.

Knapp 80 Stunden nach dem Ende der Karaoke-Party zu seinem zweiten Formel-1-Titel trifft der Champion im Fahrerlager von Yeongam seine Red-Bull-Crew wieder und will sie auf seine Pläne für den Saison-Endspurt einschwören. „Wir haben jetzt noch diese vier Rennen, um viel zu lernen. Wir haben gewisse Freiheiten, bestimmte Dinge zu erforschen und sicherzustellen, dass wir nächstes Jahr noch stärker zurückkommen“, sagte Vettel vor der Südkorea-Reise.

Viel Zeit zum Feiern hatte sich der 24-Jährige nach seinem Triumph in Japan nicht gegönnt. Weil ihn der dritte Platz in Suzuka wurmte, ließ er seine partywilligen Helfer nach dem Rennen sogar noch zwei Stunden warten und analysierte mit den Ingenieuren die Gründe für den verpassten Sieg. Genauso akribisch und zielorientiert will der Hesse auch die Saison zu Ende bringen. „Wir müssen weiter sehr hart arbeiten und mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben“, mahnte Vettel.

Ohnehin winkt ja schon in Südkorea eine weitere Titelsause. Holt das McLaren-Team am 16. Oktober nicht mehr Punkte als das Red-Bull-Duo, ist Vettels Rennstall auch erneut Konstrukteurs-Weltmeister. „Wir dürfen uns nicht gehen lassen“, sagte Red-Bull-Chefdesigner Adrian Newey. Der Brite würde zum achten Mal einen Team-Triumph mit einem von ihm entworfenen Auto feiern.

„Der Fahrertitel war der erste Teil, jetzt wollen wir auch den Konstrukteurstitel behalten“, forderte Teamchef Christian Horner und erklärte: „Im Team ist das fast noch wichtiger, es geht um das Prestige in der Boxengasse. Und schließlich wird auch der Bonus danach ausgezahlt.“ In der Tat berechnet Formel-1-Boss Bernie Ecclestone die Zuschüsse an die Rennställe aus dem Vermarktungstopf nach der Platzierung in der Teamwertung.

McLaren war in diesem Klassement zuletzt 1998 ganz vorn und wird bei 130 Punkten Rückstand wohl auch dieses Jahr nur Zweiter werden - ein großes Ärgernis für die britische Traditionsmarke. Auf der im Vorjahr eröffneten Strecke von Yeongam wollen Japan-Sieger Jenson Button und Kollege Lewis Hamilton zumindest den 700. Grand Prix für McLaren zu einem Erfolg machen. „Auch wenn die Fahrer-WM entschieden ist, haben wir nichts von unserem Ehrgeiz eingebüßt“, versicherte Teamchef Martin Whitmarsh.

Auch Ferrari-Star Fernando Alonso hat trotz seiner WM-Niederlage gegen Vettel in diesem Jahr noch einiges vor. Dem Spanier gab Platz zwei in Suzuka wieder Auftrieb. Zudem gewann er in der vergangenen Saison die Südkorea-Premiere, wenn auch nur dank eines Motorschadens des souverän führenden Vettel. „Wir sind immer noch konkurrenzfähig. Also warum sollten wir nicht in den verbleibenden Rennen um den Sieg mitfahren können“, meinte Alonso.

Einen versöhnlichen Saisonabschluss wünscht sich auch Mercedes. Michael Schumacher und Nico Rosberg sahen ihre Silberpfeile zuletzt in einem leichten Aufwärtstrend. „Ich hoffe, den können wir mit nach Korea und in die restlichen Rennen nehmen“, sagte Schumacher.

Doch wie auch bei den anderen Top-Teams wird parallel schon längst am Boliden für 2012 geschraubt. „Wir sind natürlich optimistisch und glauben, dass wir ein besseres Auto produzieren können als wir jetzt haben“, sagte Teamchef Ross Brawn, fügte jedoch hinzu: „Was wir aber nicht wissen, ist, was die anderen zustande bringen, ob die sich vor- oder rückwärts entwickeln.“ Die Zeit der Experimente hat begonnen.