Leerlauf bei F1-Pilot Timo Glock
Barcelona (dpa) - Spaziergänge am See, Radrennen vor dem Fernseher: Bei Timo Glock herrscht erzwungener Leerlauf, während sein Teamkollege Jerôme d'Ambrosio als erster Pilot auf die Strecke bei den finalen Formel-1-Testfahrten in Barcelona geht.
Glock muss nach einer Blinddarm-Operation kürzer treten. „Aber da ich vorher sehr gut trainiert habe, wird das kein Problem sein“, sagte der Marussia-Virgin-Fahrer der Nachrichtenagentur dpa.
Am 27. März legt die Formel 1 in Australien den Renngang ein. Und Glock hat vorgearbeitet. Anfang des Jahres zog es den gelernten Gerüstbauer auf eine entlegene Hütte. Kurz vor seiner Operation brachte der Hesse sich mit dem deutschen Triathlon- und Ironman-Star Lothar Leder mit dem Rennrad auf Mallorca in Form. Glocks Devise in Sachen Fitness: „Für mich ist immer entscheidend, dass ich in der Lage wäre, noch mal eine Renndistanz zu fahren, wenn das Rennen vorbei ist.“ Mit der körperlichen Fitness lasse auch die Konzentration nach. „Das darf nicht passieren“, betonte Glock.
Sein Team setzt auf den Glock-Faktor. Er habe den Winter über hart gearbeitet, betonte schon Teamchef John Booth. Glock habe in der vergangenen Saison einen außergewöhnlichen Job unter schwierigen Bedingungen gemacht. „Er hat einen großen Beitrag an der Entwicklung des Autos und des Rennstalls geleistet“, meinte Booth: „Wir werden sicherlich von der Kontinuität profitieren, die Timo bringt.“ Zumal im Belgier d'Ambrosio ein Neuling am zweiten Steuer sitzt.
Für Glock ist es dagegen die vierte komplette Saison, in die er starten wird. Nach seinem Titelgewinn in der Nachwuchsserie GP2 2007 durfte er zwei Jahre für Toyota ran. Zweimal Zweiter, einmal Dritter, dreimal Vierter, eine Pole Position - die Bilanz konnte sich sehen lassen, nachdem für Landsmann Ralf Schumacher bei den Japanern deutlich weniger möglich gewesen war.
Bei Marussia-Virgin liegt die Messlatte tiefer. „Es ist unser zweites Jahr. Wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen von anderen Teams“, betonte Glock: „Das Ziel ist für mich ganz klar, dass wir den Schritt Richtung Mittelfeld schaffen und ein gutes Ergebnis in den ersten Rennen einfahren. Da wird die WM für die kleinen Teams entschieden.“
Dabei würde Glock sicherlich gern auch mit einem großen Team dem großen Traum hinterhereifern. „Wenn Du Rennen fährst und siehst, dass Du kämpfst und kämpfst, es aber nicht so belohnt wird, ist natürlich auch eine kleine Enttäuschung da“, räumte der Odenwälder ein, der 2004 bereits für vier Rennen im Jordan Gas gegeben hatte und auf Anhieb bei seiner Formel-1-Premiere als Siebter in die Punkteränge gerast war.
Über die amerikanische ChampCar schaffte es der sympathische Wahl-Schweizer dann zurück in die Königsklasse. Er sehe auch den Weg, den er sich in die Formel 1 erkämpft habe. „Natürlich will ich irgendwann um Siege mitfahren können. Man muss aber auch immer wieder auf den Boden zurückkommen und sich durch den Kopf gehen lassen, was man geschafft hat“, sagte Glock.