Motorrad-Fans schauen auf Bradl und Cortese

Doha (dpa) - Die deutschen Motorrad-Piloten wollen gleich beim nächtlichen WM-Auftakt für Sternstunden sorgen. Wenn am Ostersonntag die Saison mit dem Grand Prix von Katar auf dem Losail-Circuit nahe Doha eröffnet wird, ist die deutsche Ausgangsposition komfortabel.

Alle drei Klassen besetzt, ein heißer Titelkandidat und jede Menge Top-Platzierungen als Ziel - das deutsche Sextett will für Furore sorgen.

Mit dem Sieg in der Wüste begann vor einem Jahr der Siegeszug von Stefan Bradl in der Moto2, der mit dem Gewinn des WM-Titels im November in Valencia endete. Ein ähnliches Husarenstück ist vom Zahlinger in dieser Saison nicht zu erwarten. Gehört er doch mittlerweile zur crème de la crème des Motorrad-Rennsports, zur Königsklasse MotoGP.

Im LCR-Team des Italieners Lucio Cecchinello mit Honda-Werksmaterial ausgestattet, muss sich der bayrische Schwabe mit Titelverteidiger Casey Stoner (Australien), dem achtmaligen Weltmeister Valentino Rossi (Italien) oder dem ehemaligen Champion Jorge Lorenzo (Spanien) messen. Bradl ist selbstbewusst genug, um sich dem Konkurrenzkampf zu stellen.

„Davon habe ich immer geträumt, gegen Rossi oder Stoner zu fahren. Jetzt ist es soweit und ich freue mich darauf“, sagt Bradl. Illusionen macht er sich aber keine. „Plätze zwischen sieben und zehn sind zu Beginn sicher machbar. Aber ich werde noch länger ein Lernender sein. Was in der zweiten Saisonhälfte möglich ist, muss man abwarten. Hin und wieder möchte ich aber schon unter die besten sechs kommen“, sagt der 22-Jährige.

Die neue namhafte Konkurrenz nimmt den Aufsteiger mit Respekt in Empfang. „Davon kann ich mir aber nichts kaufen, weder gute Zeiten noch Top-Platzierungen. Es ehrt mich, dass sie mich wahrnehmen, entscheidend aber ist, was auf der Strecke passiert“, sagt Bradl und nennt Stoner als einzigen echten Titelkandidaten. Er käme am besten mit den neuen - nun 1000 Kubikzentimeter starken - Maschinen klar.

Auf einem neuen Motorrad ist auch Sandro Cortese unterwegs. Der Berkheimer blieb in der kleinsten Klasse, die sich nun Moto3 nennt, nachdem die 125-ccm-Zweizylinder-Motoren von 250-ccm-Viertaktern abgelöst wurden. Auf der Werks-KTM kommt Cortese derart gut klar, dass er erstmals in seiner Karriere offen vom WM-Titel spricht.

„Der ist möglich, wenn ich mein Leistungsvermögen ausschöpfe. Mit meiner Erfahrung habe ich zumindest allen Konkurrenten etwas voraus“, betont Cortese. In Katar startet er in seine achte WM-Saison und hat bislang kein Rennen versäumt. 116 Grand Prix in Serie stehen für ihn zu Buche.

Davon können seine deutschen Mitstreiter in der Moto3 nur träumen. Am ehesten könnte Jonas Folger (Schwindegg) in der Lage sein, mit Cortese mitzuhalten, doch seine Vorbereitung verlief alles andere als optimal. Es stand sogar sein WM-Start infrage, nachdem er beim MZ-Team wegen finanzieller Schwierigkeiten die Kündigung vor den Jerez-Tests erhielt. Mittlerweile hat er im italienischen Ioda-Team eine neue Heimat gefunden, Wunderdinge wie sein Sieg im vergangenen Jahr in Silverstone sind jedoch kaum zu erwarten.

Für Marcel Schrötter (Schwindegg/Mahindra) und Debütant Toni Finsterbusch (Krostitz/MZ-Honda) wären regelmäßige Ergebnisse in den Punkterängen oder nahe der Punkteränge schon ein Erfolg.

Max Neukirchner startet in der Moto2 und hat eine schwere Hypothek im Gepäck. Schließlich sitzt er auf dem Motorrad und wird von dem Team betreut, das im vergangenen Jahr Bradl zum Weltmeister machte. „Ich weiß, dass ich gefordert bin und ich werde alles versuchen, an Stefans Erfolge anzuknüpfen. Und so ist der eine oder andere Podiumsplatz, vielleicht auch ein Sieg, mein Ziel“, sagt der Sachse aus Stollberg. Nach den Tests aber sieht es noch nicht danach aus.