Lange im Schatten, nun obenauf René Rast begeistert die DTM-Szene

Nürnberg (dpa) - Wer René Rast vor zwei Wochen auf dem Hungaro-Ring gesehen hat, fragte sich unweigerlich, warum der Audi-Pilot erst im fortgeschrittenen Rennfahreralter von 30 Jahren den Einstieg ins Deutsche Tourenwagen Masters geschafft hat.

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Dazu noch einen solch fulminanten: Zweimal war der DTM-Neuling vor den Toren Budapests in der Qualifikation auf die Pole Position gefahren, im zweiten Rennen am Sonntag gelang ihm dann der erste DTM-Sieg - und der Sprung an die Spitze der Gesamtwertung. Nun gilt er schon als Titelkandidat.

„Damit hätte ich niemals gerechnet“, sagte Rast der Deutschen Presse-Agentur vor den Rennen sieben und acht am Wochenende auf dem Nürnberger Norisring. „Ich habe mehr als zehn Jahre darauf hingearbeitet, in dieser Rennserie zu fahren. Jetzt bin ich angekommen, mache mir aber wegen der Tabellenführung keinen Druck.“

In der breiten Öffentlichkeit bisher eher unbekannt, hat Rast in der Motorsport-Szene schon lange einen guten Namen. Wie kann es daher sein, dass der Rennfahrer aus dem ostwestfälischen Minden bei Audi und dessen Mutterkonzern VW so lange durch das DTM-Raster fiel? Dreimal kam er im Vorjahr als Ersatzfahrer zum Einsatz, das war's. Erst der neue Audi-Motorsportchef Dieter Gass gab ihm die Chance, sich als einer von sechs Stammfahrern zu beweisen.

Rasts Bilanz ist beeindruckend: Meister im VW Polo Cup (2005), Gewinner des Porsche Carrera Cup 2008 und 2012, Gesamtsieger des Porsche Supercup 2010, 2011 und 2012. Zudem gewann er den Porsche World Cup, bei dem er sich gegen 100 Konkurrenten aus 25 Nationen durchsetzte. Warum also griff Audi nicht früher zu?

Rast verkniff es sich schon in Budapest, darauf zu antworten. Nun sagte er: „Die Erfolge in den Markenpokalen haben mir den Weg in die DTM geebnet.“ Erfahrungen hat er auch in Rennserien wie der Formel E und im GT-Sport gesammelt, 2014 feierte er den Gesamtsieg im ADAC GT Masters. Der Durchbruch zum Audi-Werksfahrer gelang ihm dann mit Erfolgen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Außerdem feierte Rast Siege bei den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring (2014), in Spa (2012 und 2014) sowie in Daytona (2012 und 2016), die nicht zur WEC gehören.

Obwohl er am Samstag (13.25 Uhr) sein erstes DTM-Rennen in Nürnberg fährt, hat der in Bregenz lebende Rast ein gutes Gefühl: „Ich mag Stadtkurse und an den Norisring habe ich gute Erinnerungen.“ Im Porsche Carrera Cup gelang ihm 2012 das Kunststück, an einem Rennwochenende zweimal auf der Pole Position zu stehen, beide Rennen zu gewinnen und dabei jeweils die schnellste Rennrunde zu fahren.

Mit 70 Punkten liegt er vor dem Audi-„Heimrennen“ an der Spitze der DTM-Fahrerwertung, Mercedes-Pilot Lucas Auer (Österreich) folgt mit nur einem Zähler Rückstand auf Rang zwei. „Ich mache mir wegen der Tabellenführung keinen Kopf, an die Meisterschaft denke ich schon gar nicht“, sagte Rast. Es sei ja erst ein Drittel der Saison absolviert. Doch die Motorsportlegende Hans-Joachim Stuck traut ihm viel zu. „Ich würde ein paar Euro auf ihn setzen und glaube, dass er noch das ein oder andere Feuerwerk abbrennen wird“, sagte der frühere DTM-Champion und heutige Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB).