Rockenfeller zurückhaltend vor möglichem DTM-Titel

Oschersleben (dpa) - Zum 100. Mal startet Mercedes-Pilot Gary Paffett in Oschersleben in ein Rennen des Deutschen Tourenwagen Masters - die größte Party steigt aber womöglich in der Audi-Box.

Bereits im achten von zehn Saisonläufen kann Phoenix-Fahrer Mike Rockenfeller am Sonntag den ersten DTM-Titel seiner Karriere perfekt machen. Aber nur, wenn die Konkurrenz patzt. „Wir denken von Rennen zu Rennen und das schon das ganze Jahr. Ich sehe keinen Grund, dass wir jetzt etwas anderes machen sollten“, sagt Rockenfeller und behauptet: „An den Titel kann man erst denken, wenn man ihn eingefahren hat.“

Abseits der Öffentlichkeit wird sich der 29-Jährige wohl schon mit seiner Rolle als möglicher Nachfolger von Titelverteidiger Bruno Spengler beschäftigt haben. Aber bevor es so weit ist, muss auf dem 3,969 Kilometer langen Rundkurs zwischen Braunschweig und Magdeburg auch einiges für Rockenfeller laufen.

106 Punkte hat er vor dem Start auf dem Konto. Ernsthaft gefährden können ihn wohl nur noch die Verfolger Christian Vietoris (71), Robert Wickens (70/beide Mercedes), Bruno Spengler (67) und Augusto Farfus (66/beide BMW). Jubilar und Vorjahres-Vize Paffett (57) hat den Titel nach der Nullnummer am Nürburgring bereits abgeschrieben.

Bei Rockenfeller knallen dagegen die Champagner-Korken, wenn er gewinnt, Vietoris und Wickens maximal Fünfter werden und die beiden BMW-Verfolger nicht über Rang vier hinaus kommen. „Wir arbeiten weiter daran, dass wir mehr Autos vorne haben. Wenn wir das schaffen, dann helfen wir automatisch auch dem Mike“, sagt daher auch Audis DTM-Chef Dieter Gass. Selbst als Zweiter oder Dritter könnte Rockenfeller die Meisterschaft unter Dach und Fach bringen - allerdings nur bei schwachen Platzierungen aller Verfolger.

Doch die wollen Rockenfeller die Sause in Sachsen-Anhalt vermiesen. „In der Fahrerwertung ist noch nicht alles verloren, wenngleich die Ausgangslage nicht einfach ist. Aber so lange rechnerisch noch alles möglich ist, werden wir nicht aufstecken“, kündigt BMW-Motorsportchef Jens Marquardt an. „Wenn sich eine Chance bietet, wollen wir zur Stelle sein. Dazu müssen wir in Oschersleben erneut alles geben, um bis zum Finale noch in einer guten Position zu sein.“

Rockenfeller wehrt sich daher noch gegen die Rechenspiele. „Es ist natürlich ein guter Vorsprung - keine Frage. Aber wenn etwas schiefgeht, ist er auch ganz schnell wieder weg. Dann sieht die Welt plötzlich ganz anders aus“, begründet er seine Skepsis. Hinzu kommt, dass er von Nullnummern neben Vietoris bislang als einziger im Feld verschont geblieben ist und die Serie beibehalten möchte. Notfalls auch, in dem er auf einen der vordersten Plätze in Oschersleben verzichtet. „Man muss immer abwägen, wie viel Risiko man bei einem Überholmanöver eingeht“, meint er. „Für eine Meisterschaft ist das Wichtigste, dass man Punkte sammelt.“