Rosberg flucht: „Verdammt“ - Hamilton auf Pole
Singapur (dpa) - Einen kräftigen Fluch konnte Nico Rosberg nach der Wimpernschlag-Niederlage um die Singapur-Pole gegen seinen Titelrivalen Lewis Hamilton nicht mehr zurückhalten. „Verdammt“, fauchte der deutsche WM-Spitzenreiter via Boxenfunk.
Ausgerechnet Hamilton! In der packendsten Qualifikation der laufenden Formel-1-Saison schnappte sich der Mercedes-Stallkollege am Samstag zwei Stunden vor Mitternacht den besten Startplatz für das Nachtspektakel auf dem engen Straßenkurs. „Sieben Tausendstel sind nichts“, betonte Rosberg mit Blick auf seinen Rückstand.
Für Hamilton, der mit seinem Sieg zuletzt in Monza schon weiteres Selbstvertrauen im erbitterten Duell mit Rosberg getankt hatte, ist es die sechste Pole in diesem Jahr und die 37. in seiner Karriere. „Das war das aufregendste Qualifying, das ich seit langem hatte, alle waren so eng beieinander“, meinte er. Insgesamt neun Piloten blieben in einem Abstand von weniger als 0,6 Sekunden im entscheidenden Durchgang.
Hinter dem Silberpfeil-Duo, das zum siebten Mal in diesem Jahr gemeinsam aus der ersten Reihe starten wird, schafften es Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel im Red Bull auf die Plätze drei und vier. „Ich bin nicht ganz zufrieden“, sagte der in den vergangenen drei Jahren in Singapur siegreiche Heppenheimer allerdings. Auf Rang fünf kam der zweimalige Singapur-Gewinner Fernando Alonso im Ferrari. Auch er rechnet sich fürs Rennen an diesem Sonntag (14.00 Uhr MESZ) Chancen zumindest auf einem Podiumsplatz aus.
„Es wird ein großartiges Rennen für die Fans. Es wird viel passieren“, prophezeite Hamilton. Der 29-Jährige hatte 2009 das Rennen auf dem 5,065 Kilometer langen Kurs von der Pole aus gewonnen. Insgesamt holte in den bisherigen sechs Auflagen viermal der Pole-Setter auch den Sieg.
24 Stunden vor dem 14. Saisonlauf gaben die beiden Silberpfeil-Piloten in den ersten 20 Minuten der K.o.-Ausscheidung noch nicht Vollgas. Hamilton reihte sich auf Platz drei, Rosberg auf Rang sechs ein. Zu Beginn hatte sich der gebürtige Wiesbadener einen Verbremser geleistet, der aber ohne Folgen auf dem engen Kurs blieb.
Beendet war die Spätschicht hingegen vorzeitig für Adrian Sutil. Der Gräfelfinger, der mit seinem auch finanziell kämpfenden Sauber-Renn stall noch immer auf den ersten WM-Punkt in diesem Jahr wartet, kam nicht über Platz 17 hinaus. „Ich habe keine Power mehr. Wir müssen den Wagen checken“, funkte er an die Box.
Vorn ging es auch in den folgenden 15 Minuten eng zu. Hamilton setzte sich zunächst an die Spitze, dahinter das Ferrari-Duo Fernando Alonso und Kimi Räikkönen. Dann legte aber Rosberg die bis dahin beste Rundenzeit hin.
Die Entscheidung um die Pole fiel aber erst in den finalen zehn Minuten. Nico Hülkenberg hatte sie verpasst: Der Emmericher wurde im Force India 13.. „Das war das höchste der Gefühle mit unserem Auto“, sagte er noch recht gelassen.
In der Mercedes-Box wuchs nun aber die Anspannung. „Hat jemand ein Handtuch?“, fragte das Team via Twitter. Ob der Schweiß von den 27 Grad und 84 Prozent Luftfeuchtigkeit zwei Stunden vor Mitternacht kamen oder ob es die Nerven waren: „Wir sind nicht allzu sicher.“ Fehler konnte sich keiner der Piloten auf der engen und noch trockenden Strecke mehr erlauben, ehe kurz nach der Qualifikation wolkenbruchartiger Regen den Kurs regelrecht flutete.
Alle Piloten setzten auf die eine schnelle Runde am Ende der zwölf Minuten. Räikkönen fiel schnell raus, der Motor brachte keine Leistung mehr. Ricciardo raste zunächst auf Eins, ehe die Reifen bei Hamilton nach seinem Verbremser qualmten. „Danach lief es und lief es“, meinte er. Rosberg fuhr über die Linie, verdrängte Ricciardo und sah sich auf der Pole. Aber er hatte die Rechnung ohne Hamilton gemacht.