Schattenseiten im Lichtermeer: Die F1 und ihre Kämpfe

Singapur (dpa) - Unnötiges Boxenfunkwirrwarr, unverständliche Motorendiskussionen und ein Notfallplan von Bernie Ecclestone, den keiner will. Längst nicht alles in der Formel 1 ist so leuchtend und spektakulär wie die faszinierende Kulisse von Singapur.

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„Ich glaube, die Formel 1 hat schon immer das Motto vertreten, besser im Gespräch zu sein als gar nicht“, kommentierte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die weniger glanzvollen Schlagzeilen fern des packenden sportlichen Geschehens: „Wir drehen hier an den falschen Schrauben.“

Nach der Aufregung um die Funkverbote, die nur ein paar Tage nach der Veröffentlichung auf Druck der Teams vor dem ersten Training zum Nachtrennen wieder größtenteils zurückgenommen wurden, sorgte vor allem Ecclestones Plan mit einem dritten Wagen pro Team im kommenden Jahr für Zündstoff. Drei Mercedes-Boliden gegen drei Ferraris und drei Red Bulls: Eine lukrative Vorstellung für den geschäftstüchtigen Briten - keine echte Option für einige Teamverantwortliche.

„Ich denke, dass wir eine gesunde Startaufstellung mit zehn Teams und jeweils zwei Autos haben wollen. Keine vier Teams, die jeweils drei Autos stellen“, sagte Williams-Vizeteamchefin Claire Williams in Singapur. „Das ist nicht die DNA unseres Sports.“ Es sollte alles unternommen werden, damit alle Teams, „die großen und die kleinen, überleben und Rennen fahren“, so Force-India-Teamchef Vijay Mallya.

Was der Einsatz eines weiteren Wagens selbst für ein Team wie den derzeitigen Branchenführer Mercedes bedeuten würde, rechnete Wolff vor. Mehrkosten in Höhe von 25 bis knapp 32 Millionen Euro! Sein Fazit: „Ich bin kein Fan davon.“ Pilot Lewis Hamilton prophezeite mit einem Augenzwinkern und dem Blick auf das aktuell schon unerbittliche Teamduell um die WM mit Nico Rosberg bei einem möglichen weiteren Stallrivalen „doppelten Ärger“.

Ecclestone wäre das womöglich sogar Recht, könnte es das Interesse an der Formel 1 nochmal steigern. Er möchte das dritte Auto schon im kommenden Jahr sehen. „Ich denke, wir sollten es sowieso machen“, sagte Ecclestone, der sich auch als Initiator des Boxenfunkverbotes rühmte.

Die Gefahr, dass 2015 von derzeit elf Teams nicht mehr alle dabei sind, ist nicht gering. Marussia, Caterham, Sauber, Lotus haben alle mit erheblichen Problemen zu kämpfen. „Wir haben die schlechteste Saison in unserer Geschichte“, räumte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn bereits ein. „Alles was wir im Moment schaffen, sehen wir als Erfolg“, meinte Caterham-Teamchef Manfredi Ravetto und sprach von einer „ziemlich schwierigen Situation“ - Überleben ist alles.

Über einen derzeit diskutierten Aufschub der sogenannten Motoren-Homologation - ab einem bestimmten Zeitpunkt darf der Antrieb nicht mehr weiter entwickelt werden - dürften sich die Existenz-Kämpfer in der Motorsport-Königsklasse den Kopf weniger zerbrechen. Ein Freund davon ist aber auch Wolff nicht: „Die Weiterentwicklung der Motoren ist aus meiner Sicht absoluter Schwachsinn. Wenn du es bis zum 28. Februar nicht schaffst, warum solltest Du es dann drei Monate später besser machen.“ Auch hier kämen nur weitere Kosten auf die Teams zu. Und das, obwohl die Formel 1 seit Jahren versucht, die Ausgaben zu reduzieren.

Wenn doch alles so wäre, wie es Rennlegende Jackie Stewart im funkelnden Singapur formulierte: „Die Formel 1 ist jetzt besser als sie es jemals war.“ Vergessen die mühsamen Diskussionen und Streitigkeiten zu den leiseren Turbomotoren zu Saisonbeginn. Vergessen auch die nicht selten freien Plätze auf den Zuschauerrängen und sinkenden Einschaltquoten in manchen Ländern. Stewart beteuerte: „Olympia und die Fußball-WM finden nur alle vier Jahre statt. Aber die Formel 1 ist auf den Hauptsendern alle zwei Wochen, jedes Jahr.“ Und auch dazwischen immer im Gespräch, dafür sorgt sie schon selbst.