Sportidole loben Schumacher: „Einer der ganz Großen“
Sao Paulo (dpa) - Franz Beckenbauer verfolgte die Formel 1 nur seinetwegen, Franziska van Almsick schätzt ihn als „coolen Typen“, und Fabian Hambüchen bezeichnete Michael Schumacher als „Riesenvorbild und Idol“.
Aktuelle und ehemalige Sportgrößen, Funktionäre und Politiker huldigten Schumacher und würdigten die herausragende Rolle des Rekord-Weltmeisters in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.
Beim Großen Preis von Brasilien am Sonntag beendet Schumacher seine einmalige Karriere. Ein Comeback wie nach dem ersten Abschied 2006 ist ausgeschlossen. Nach sieben Titel-Triumphen, 91 Grand-Prix-Siegen, 68 Pole-Positionen und zahlreichen weiteren Bestmarken steigt der Mercedes-Pilot nach dem Saisonfinale in Sao Paulo endgültig aus dem Formel-1-Cockpit.
Ein Anlass für deutsche Weltmeister und Olympiasieger, Schumachers Sonderstellung im Sport herauszustreichen, aber auch auf seine persönlichen Seiten einzugehen. „Michael Schumacher ist einer der wenigen ganz großen deutschen Sportler, der auf der ganzen Welt bekannt und beliebt ist. Seine Erfolge in der Formel 1 sprechen für sich und bleiben unvergessen“, sagte Fußball-Bundestrainer Joachim Löw. „Ich schätze ihn aber auch sehr als Mensch. Es war immer unheimlich angenehm, wenn wir ihn in den vergangenen Jahren mit der Nationalmannschaft getroffen haben.“
Katarina Witt, zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin, sagte: „Er hat in seiner Sportart Geschichte geschrieben und ist jemand, der meistens fair auftritt. Ich habe oft vor dem Fernseher mitgefiebert.“ Der „Kaiser“ drückte dem langjährigen Formel-1-Imperator ebenfalls vor dem Fernseher die Daumen. „Ich hab ja extra wegen ihm immer Formel 1 geguckt“, versicherte Beckenbauer. „Es ist schade, dass er aufhört.“ Andererseits habe Schumacher ein gewisses Alter.
Anfang Januar wird der Renn-Opa 44. Der Fußball-Weltmeister von 1974 ist sich sicher, dass das Motorsport-Pendant auch nach dem Karriereende „nicht von der Bildfläche verschwinden“ wird. „Irgendeine Tätigkeit wird er danach brauchen - und wenn sie ihm eine Formel Schumacher gründen“, mutmaßte Beckenbauer.
Michael Ballack, dem große Titel in einer trotzdem großen Karriere verwehrt blieben, urteilte: „Es gibt nur ganz wenige, die auf Augenhöhe mit ihm sind. Er ist einer der ganz Großen, die wir in den vergangenen Jahrzehnten hatten. Es ist außergewöhnlich, was er erreicht hat, und welchen Status er in Deutschland hat.“ Dem ehemaligen Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gefällt an Schumacher auch, dass dieser trotz ausbleibender Erfolge seit seinem Comeback 2010 mit Mercedes das Rennfahren immer noch genießt: „Das ist das Schöne zu sehen, dass jemand, der weiß, dass es nicht mehr für ganz oben reicht, trotzdem noch die Begeisterung mitbringt.“
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach rückte das Menschliche in den Vordergrund: „Ich schätze an ihm, neben all den sportlichen Erfolgen, dass er immer natürlich geblieben ist, immer zuvorkommend und zuverlässig. Er hat überhaupt keine Allüren. Da kann man nur den Hut ziehen - nicht nur vor seiner sportlichen Leistung, sondern auch vor seinem ganzen Auftreten.“
Schumachers zurückhaltende Art imponiert auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich: „Michael Schumacher ist ein ganz bescheidener Mann, der weltweit unglaubliche Erfolge hatte.“ Turn-Weltmeister Hambüchen bezeichnete Schumacher als „grandiosen“ Sportler: „Ich schätze ihn sehr. Er wird der Formel 1 fehlen.“ Natürlich habe Sebastian Vettel jetzt eine Führungsrolle übernommen. „Aber jeder, der den Namen Schumacher hört, weiß, was dahinter steckt. Er ist eine Marke für die Formel 1“, sagte Hambüchen.
Mit italienischer Wärme würdigte Stefano Domenicali den deutschen „Michele“, der elf Jahre lang für Ferrari gefahren ist. „Sein Name ist mit mehr als der Hälfte aller WM-Siege von Ferrari verbunden. Er hat einen Standard gesetzt, der über allen steht. Was er erreicht hat, ist einzigartig“, sagte der Teamchef der Scuderia und verneigte sich: „Er ist noch immer tief im Herzen der Ferrari-Familie.“