Auf dem Hungaroring Störfaktor Ricciardo: Vettel Zweiter im Training
Budapest (dpa) - Im Rennen um die Formel-1-Sommerführung zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton könnte Red Bull zum Störfaktor werden.
Der Australier Daniel Ricciardo steuerte seinen RB13 am Freitag im Training zum Grand Prix von Ungarn zweimal zur Bestzeit und verwies in der Endabrechnung WM-Spitzenreiter Vettel im Ferrari auf Rang zwei. Hamilton, der in der Gesamtwertung nur noch einen Punkt hinter Vettel rangiert, musste sich auf der langsameren Reifenmischung hinter Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari mit Platz fünf begnügen.
Ricciardos starker Auftritt bewies, dass Red Bull auf dem Hungaroring am Wochenende um den Sieg mitfahren könnte, weil auf dem winkligen Kurs die Motorleistung nicht so entscheidend ist. „Das war ein guter Tag, wir haben einen Schritt in die richtige Richtung gemacht“, meint Ricciardo über die Neuerungen an seinem Dienstwagen, die wie erhofft Wirkung zeigten.
Allerdings wurde die Vorbereitung auf den letzten WM-Lauf vor der vierwöchigen Sommerpause von mehreren Unfällen gestört, die für Unterbrechungen sorgten und das Ergebnis womöglich verzerrten. Pascal Wehrlein rauschte mit seinem Sauber in die Reifenstapel, Renault-Pilot Jolyon Palmer crashte gleich zweimal. Die Wartezeit im Cockpit nutzte Vettel zur Kühlung mit einem dampfenden Eisbeutel.
Unter der ungarischen Sonne müht sich Vettel um eine Trendwende. „Wir wollen alles aus dem Auto quetschen, was geht“, sagt der Hesse. Das Ferrari-Team sammelte nach dem starken Saisonstart in den vergangenen vier Rennen nur noch 79 Punkte, Mercedes hingegen 151. Das Kräfteverhältnis scheint sich zunehmend in Richtung der Silberpfeile zu verschieben. Von seinen Ansprüchen kann Vettel das jedoch nicht abbringen. „Wir wollen sie nicht nur herausfordern, wir wollen sie schlagen. Aber du darfst nicht vergessen, wo wir vor zwölf Monaten waren“, sagt der 30-Jährige mit Blick auf die sieglose Vorsaison.
Seither hat Ferrari einen großen Schritt gemacht, profitierte dabei zu Jahresbeginn aber auch von den Nöten bei Mercedes mit dem launischen Silberpfeil. „Man lernt bekanntlich mehr aus Niederlagen als aus Siegen“, sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff, dessen Mannschaft den Frust über den Absturz in Monaco in Vortrieb verwandelt hat. „Ab diesem Moment rissen wir das Steuer herum“, sagt Wolff.
Obwohl Hamilton in der Gesamtwertung immer noch knapp hinter Vettel liegt, scheint der Brite spätestens mit dem Heimsieg von Silverstone die Kontrolle im Titelkampf gewonnen zu haben. Hamilton ist wieder der Mann, den es zu schlagen gilt. Gerade in Ungarn, wo der 32-Jährige mit fünf Siegen der Rekordhalter ist. „Diese Strecke ist meine erfolgreichste, das bleibt hoffentlich auch dieses Wochenende so“, sagt Hamilton.
Schon am Samstag in der Qualifikation kann er wieder Geschichte schreiben, wenn er zum 68. Mal in seiner Karriere die Pole Position erobert und damit die Bestmarke von Michael Schumacher einstellt. „Ich bin sicher, das wäre ein unglaubliches Gefühl“, sagt Hamilton.
Teamgefährte Bottas, der in der WM auch nur 23 Punkte hinter Vettel liegt, sieht Ungarn als wichtige Standortbestimmung. „Wenn wir hier das schnellste Auto haben, dann gibt uns das definitiv einen Schub für das Selbstvertrauen für den Rest des Jahres“, meint der Finne.