Trotz Attraktivität: DTM fehlt Aufmerksamkeit
Hockenheim (dpa) - Die Nacht wurde für Bruno Spengler lang. Nach seinem Coup auf dem Hockenheimring begann für den neuen Champion der Deutschen Tourenwagen Masters ein Feiermarathon.
Erst trug ihn sein Team auf den Schultern durchs Fahrerlager, dann gab es eine kleine Feier bei BMW und spät am Abend wartete die offizielle Meisterfeier. Wenn man Spengler begegnet, fällt auf: Er ist die Idealbesetzung als neuer DTM-Held. Er sieht gut aus, ist stets höflich und kümmert sich um seine Fans. Das Deutsch mit französischem Akzent des im Elsass geborenen Kanadiers klingt charmant. Nur: die breite Öffentlichkeit kennt ihn nicht.
„Die Piloten müssen mehr in den Fokus rücken. Wir müssen mehr Menschen zeigen“, beschreibt Hans-Werner Aufrecht die Aufgabenstellung für die Zukunft. Der Gründer von PS-Schmieden wie AMG und HWA ist als Vorsitzender der Internationalen Tourenwagen-Rennen (ITR) verantwortlich für die DTM. „Wir müssen die Piloten beim Fahren mehr zeigen, mit In-Board-Kameras, damit man die Gesichter erkennt. Das ist entscheidend“, sagt Aufrecht. Und: „Für uns ist es schon sehr wichtig, dass wir sehr bekannte Namen haben.“
Die bekanntesten Figuren in dieser Saison waren aber nicht die Dreikämpfer um den Titel - Spengler, Gary Paffett und Jamie Green -, sondern die ehemaligen Formel-1-Piloten David Coulthard und Ralf Schumacher. „Es ist halt was ganz anderes, wenn bei Autogrammstunden Coulthard oder Schumacher da stehen, als einer, der sich erst noch einen Namen machen möchte“, gibt Aufrecht zu. Doch Coulthard hat seine DTM-Karriere am Sonntag nach drei Jahren beendet. Ob Schumacher in eine sechste Saison geht, ist völlig offen. Beide waren in der DTM nicht sonderlich erfolgreich.
BMW-Motorsportchef Jens Marquardt kündigte nach dem Finale zwar an, „Bruno da jetzt ganz gut einzusetzen“, sieht aber auch: „Bei der Vermarktung kann man sicher noch was machen.“ Einen Popularitätsvergleich mit Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel wird Spengler nie gewinnen - aber mehr öffentliche Aufmerksamkeit abseits der DTM-Szene wünschen sich alle Hersteller.
Dabei war die Saison 2012, in der erstmals seit 2005 mit Audi, BMW und Mercedes wieder Autos von drei unterschiedlichen Marken um Punkte stritten, so spannend selten zuvor - für faire Preise bekamen Motorsportfans in dieser Saison tolle Veranstaltungen geboten.
Am Reglement wird sich 2013 nichts ändern, teilte die ITR am Wochenende mit. Zumindest außerhalb von Deutschland wird es aber Neuigkeiten geben. Ein elftes und vielleicht sogar zwölftes Rennen in Asien, Russland oder Nordamerika sind in Planung. „Die Hersteller sind sicher nicht bereit, einen Kalender wie in der Formel 1 zu finanzieren, die auf zwanzig Rennen kommt“, sagt Aufrecht. „Aber ich kann mir vorstellen, dass ein oder zwei dazukommen.“