Vettel alarmiert: Nicht in Fahrt - Webber top

Nürburgring (dpa) - Von den schärfsten Verfolgern geschlagen: Sebastian Vettel ist beim Auftakt zum Heimrennen nicht richtig in Fahrt gekommen. Der Formel-1-Weltmeister musste im Training zum Großen Preis von Deutschland Niederlagen gegen seine beiden ärgsten Widersacher im Titelrennen hinnehmen.

„Wir müssen einen Zahn zulegen. Wir sind zu langsam“, klagte der Red-Bull-Pilot, nachdem er zweimal den dritten Platz belegt hatte: „Ehrlich gesagt sind wir noch nicht so ganz zufrieden.“ Von Bluff also keine Spur, eher leichte Alarmstimmung am Nürburgring: „Wir sind nicht so auf die Zeit gekommen. Ich hatte gewaltig zu rudern im Auto.“

Sein (In)-Team-Rivale Mark Webber mit der Tagesbestzeit und Fernando Alonso im Ferrari waren auf dem Nürburgring jeweils deutlich schneller. Vettel lag zum Auftakt am Vormittag 0,374 Sekunden hinter dem erstplatzierten Alonso. Doch der wollte das Abtasten bei ungemütlichen 14 Grad in der Eifel nicht überbewerten. „In der Theorie ist die Kälte kein Freund von uns“, meinte der Spanier. Unter den Bedingungen habe Red Bull eigentlich größere Vorteile.

Webber war als Zweiter zuerst 51 Tausendstel schneller als sein Red-Bull-Kollege aus Heppenheim. Im zweiten Durchgang drehte der Australier auf dem 5,148 Kilometer langen Berg-und-Tal-Kurs in 1:31,711 Minuten sogar die schnellste Runde des Tages. Webber hatte dabei auf Alonso 0,168 Sekunden Vorsprung, auf Vettel 0,373 Sekunden. Für das Maß der Dinge im Revier des Weltmeisters hielt er sich deswegen aber keineswegs. „Soweit, so gut. Das Auto fühlt sich ziemlich gut an. Fernando und Seb sind aber auch sehr schnell. Und Du weißt nicht, was McLaren noch in petto hat.“

Die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button kamen auf die Plätze 5 und 7 sowie 6 und 11. „Es geht darum, Sebastian Punkte abzunehmen. Das ist der Job von uns allen. Hoffentlich sind wir es, wenn nicht, dann Ferrari oder Mark“, sagt Button bereits vor dem Training auf dem Traditionskurs. Der Brite liegt wie Hamilton vor dem Vettel-Heimspiel an diesem Sonntag 95 Punkte hinter Vettel. 92 Zähler trennen Alonso vom kessen Hessen, 80 Punkte weniger hat Teamkollege Webber.

Vettel kann seine vermeintlichen Niederlagen eigentlich entspannt hinnehmen. „Er kann ein paar Monate rumcruisen“, befand bereits Verfolger Button mit Blick auf den Riesenvorsprung des Red-Bull-Piloten im Klassement. Zudem entscheidet erst die Qualifikation an diesem Samstag über die Startaufstellung zum Rennen vor eigener Kulisse. „Natürlich fährt Sebastian hier sein Heimrennen, aber ich glaube nicht, dass ihm der Druck etwas anhaben wird“, sagte Hamilton.

Der letzte Heimsieg eines deutschen Piloten liegt nun schon fünf Jahre zurück. 2006 gewann Michael Schumacher auf dem Nürburg- und dem Hockenheimring. Am Freitag feierte er dann mit 42 Jahren eine Premiere in 62 Akten. „Es war ein wirklich schönes Gefühl“, sagte Schumacher, nachdem er im Training mit seinem Mercedes in jeder Runde auch durch das „Schumacher-S“ gerast war: „Das hatte ich mir sicher nicht vorgestellt, als ich die Kurve seinerzeit eingeweiht habe“, meinte Schumacher - 2007 wurde die schnelle Links-Rechts-Kombination nach dem Kerpener benannt.

Im Training entschied Schumacher das stets wohl beobachtete und spannende Mercedes-Duell unterm Strich zu seinen Gunsten. Im zweiten Durchgang wurde er Fünfter und war damit zweitbester Deutscher. „Wir gehen in eine gute Richtung“, sagte Schumacher, der als einziger Pilot fünf Siege auf dem Nürburgring vorweisen kann. In diesem Jahr scheint ein Triumph in der Heimat allerdings außer Reichweite - im Gegensatz zum sechsmaligen Saisonsieger und dreimaligen -zweiten Vettel.