Vettel: Bewundere den Wagemut der damaligen Fahrer
Melbourne (dpa) - Sebastian Vettel ist bereit. Die Konkurrenz scheint aufgeholt zu haben. Der Red-Bull-Pilot will dennoch seinen dritten Formel-1-Titel in Serie holen.
Wer dabei sein größter Rivale sein wird, „spielt da eigentlich keine Rolle“, sagte der 24 Jahre alte Heppenheimer in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Vor dem Saisonstart an diesem Wochenende mit dem Großen Preis von Australien spricht er auch über seine Bewunderung für den „Wagemut“ früherer Piloten, seine Leselust und den Genuss des Erfolgs.
Haben Sie eigentlich auch - wie ihr Kumpel Michael Schumacher - eine Abneigung gegen gerade Zahlen?
Vettel: „Nein.“
Was bedeutet Ihnen denn die 3?
Vettel: „Nichts. Im Rennen mag ich die 1 lieber.“
Die kommende Saison steht ganz im Zeichen der 3. Sie können Titel Nummer 3 holen, als Fahrer Nummer 3 in der Formel-1-Geschichte. Michael Schumacher fährt sein 300. Rennen. 3 Mehrfach-Weltmeister und 3 Champions mit je einem Titel treten an. Das kann doch alles kein Zufall sein...?
Vettel (schmunzelt): „Man sieht sich dreimal. Aber im Ernst: Dann hoffen wir, dass Sie recht behalten und dass zum dritten Mal alles eintrifft.“
Was spricht denn dafür, dass Sie nach Juan Manuel Fangio in den 50er Jahren und Schumacher Anfang des Jahrtausends den Hattrick perfekt machen?
Vettel: „Dafür weiß ich nicht, aber wir sind nach wie vor ein sehr starkes Team und werden natürlich um den Titel kämpfen, dafür sind wir hier. Allerdings ist es keine leichte Aufgabe.“
McLaren hat sich gegen den Trend und den wenig schönen Nasenhöcker entschieden. Ferraris Variante fällt extrem aus. Kann man gegen Sie nur gewinnen, wenn man einen radikaleren Weg wagt?
Vettel: „Ich glaube, letzten Endes macht jeder, was er für richtig hält. Wenn man über die Ästhetik spricht, ist die McLaren-Nase so wie sie jetzt ist, bestimmt schöner als unsere Nase. Aber ob besser oder schlechter lässt sich so pauschal nicht sagen, denn hinter jedem Wagen steckt ein Konzept und nicht nur eine schiefe oder gerade Nase.“
Oder sitzt der Hauptrivale diesmal in Mark Webber vielleicht doch im eigenen Lager...?
Vettel: „Ich glaube immer, dass die Konkurrenz im eigenen Team groß ist. Letzten Endes muss man nicht nur die anderen schlagen, sondern auch seinen Teamkollegen oder umgekehrt, nicht nur den Teamkollegen, sondern auch die anderen, wenn man gewinnen will.“
Stöbern Sie eigentlich zu Hause auch in Büchern über die Formel 1?
Vettel: „Ab und zu schon, weil mich die Geschichte der Formel 1 fasziniert und deshalb auch interessiert.“
Was bewundern Sie denn an den Piloten früherer Zeiten?
Vettel: „Mit Sicherheit kann man die Zeit nicht mit der heutigen Zeit vergleichen, vor allem was die Autos angeht. Was ich bewundere, wenn man es aus heutiger Sicht betrachtet, ist der Wagemut, den die damaligen Fahrer damals schon fast als Grundvoraussetzung mitgebracht haben.“
Ist es heute schwieriger, lange erfolgreich zu sein?
Vettel: „Ich glaube, dass die Zeit heute schnelllebiger ist als früher. Die Dinge verändern sich schneller. Angefangen mit dem Wort, das leider nicht mehr so viel Bestand hat wie früher und soviel Wert. Regeln ändern sich ständig und somit verschieben sich die Herausforderungen, was einem die Möglichkeit gibt, sich zu verbessern, aber auch anderen aufzuholen.“
Geht Ihnen das mit dem Erfolg manchmal nicht zu schnell, können Sie ihn eigentlich richtig auskosten?
Vettel (lacht): „Wenn ich gerade keine Fragen beantworten muss, dann schon. Scherz beiseite, natürlich ist man viel unterwegs. Wichtig ist, wenn man beim nächsten Rennen an der Ampel steht, dass man sich voll und ganz auf das jetzige Rennen konzentriert und nicht auf die Vorfälle, die es beim letzten Rennen gab, sondern dass man hellwach ist, um aufs neue Rennen vorauszuschauen. Trotzdem: Wenn man die Zeit hat zu verschnaufen, vor allem im Winter, genießt man es natürlich noch ein bisschen mehr.“
Für wie realistisch halten Sie denn in diesem Jahr die Schlagzeile vor dem letzten Rennen: Showdown unter Kumpels: Vettel und Schumacher vor dem Titelduell?
Vettel: „Ich glaube, das ist alles Hätte, Wenn und Aber. Zukunftsmusik. Im Moment konzentrieren wir uns voll und ganz auf die Vorbereitung und vom letzten Rennen wird noch gar nicht gesprochen. Außerdem: Fährt Mercedes nicht mit zwei Autos? Wenn wir im letzten Rennen die Möglichkeit haben, für die Meisterschaft zu kämpfen, sind wir glücklich genug. Gegen wen, spielt da eigentlich keine Rolle.“