Vettel: Den anderen das Leben schwer machen
Jerez de la Frontera (dpa) - Fragen an Sebastian Vettel nach seinem Testauftakt in Jerez de la Frontera mit dem neuen Formel-1-Ferrari.
Wie war ihr erster richtiger Testtag als Ferrari-Fahrer?
Sebastian Vettel: Ich hatte ja schon im Winter die Möglichkeit, das Team kennenzulernen. Aber dieses war natürlich der erste richtige Tag mit dem neuen Auto. Es wäre schön gewesen, noch mehr Runden zu fahren, alles in allem können wir aber sehr glücklich sein. Der erste Eindruck war ziemlich gut.
Gibt es in diesem Jahr für Sie eine besondere Motivation durch den Wechsel, durch das neue Umfeld?
Vettel: Wie ich schon gesagt habe, war ich ein paar Mal den Winter über in Maranello und was ich gesehen habe, ist wirklich beeindruckend. Das Potenzial ist riesig. Es ist natürlich auch eine Zeit großer Veränderungen, eine Menge Leute sind gegangen, andere sind gekommen. Manche haben andere Stellen bekommen. Es wird also ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen. Die Motivation ist aber definitiv hoch, so schnell wie möglich zurückzukommen.
Sie fahren jetzt für ein italienisches Team, das sich selbst auch gern als Familie bezeichnet. Fühlen Sie eine entsprechende Veränderung?
Vettel: Das Gefühl ist definitiv anders. In jedem Team fühlt es sich aber anders an. Das war bei Toro Rosso so und auch bei Red Bull. Ferrari ist ein bisschen mehr wie Toro Rosso, weil es auch ein italienisches Team ist. Aber ich bereue keine Minute, die ich bei Red Bull war, ich hatte dort eine gute Zeit. Um es aber zusammenzufassen: Ferrari ist etwas Besonderes.
Macht das Auto schon das, was sie wollen?
Vettel: Ich bin ja nicht den 2014er Ferrari gefahren. Aber als Start war das ein guter Tag. Es gibt natürlich einige Dinge, die anders sind. Das Layout des Lenkrades zum Beispiel. Es braucht ein bisschen Zeit, sich daran zu gewöhnen. Hinter dem Wagen steckt auch eine andere Philosophie, weil ihn andere Leute gebaut haben. Aber wie schon gesagt, habe ich die Zeit im Winter genutzt, mich daran zu gewöhnen, um mich nur aufs Auto konzentrieren zu können.
Ihr Ex-Teamchef Christian Horner soll angeblich gesagt haben, dass Ihre Motivation im vergangenen Jahr so niedrig war, dass sie über einen Rücktritt nachgedacht haben. Wie nah waren Sie dran, dass Sie womöglich heute nicht hier gesessen hätten?
Vettel: Ich weiß auch nicht, ich hab das auch gehört. Vielleicht hat er mit jemand anderem gesprochen. Es war eine große Umstellung zu Beginn des letzten Jahres. Ich habe meine Meinung damals oft genug gesagt. Letzten Endes sind die Bedingungen für alle dieselben und man muss sich dran gewöhnen. So wie ich es eben gesagt habe, die Motivation könnte jetzt nicht größer sein. Es ist eine ganz neue Herausforderung. Eine Mission und darauf freue ich mich.
Was genau erwarten Sie denn als Fahrer von 2015?
Vettel: Ich glaube, es ist schwer, wirklich eine Vorgabe zu geben. Ich denke, das große Ziel ist, Anschluss an die Spitze zu finden. Wenn man die letzte Saison nimmt, hatte Mercedes einfach ein sehr starkes Paket und war dominant. Alle haben sich schwergetan, da wirklich ranzukommen. Unser großes Ziel für dieses Jahr ist, deutlich näher zukommen, die Lücke zu schließen und den anderen das Leben schwer zu machen.
Michael Schumacher hat fünf Jahre gebraucht, bis er mit Ferrari Weltmeister wurde. Denken Sie in ähnlichen Zyklen?
Vettel: Ich denke, den Vergleich heranzuziehen, ist nicht ganz richtig. Wenn man letzten Endes annähernd so erfolgreich wäre, dann wäre das schon ein Riesending. Das Team ist im Umbruch, viele neue Leute, das wird Zeit brauchen. Es ist klar, dass der Einfluss erst mit der Zeit kommt. Trotzdem gilt es für dieses Jahr, das Maximum herauszuholen und sich als Team zu entwickeln und zu steigern.