Vettel in Abu Dhabi vor Hattrick und Pole-Rekord
Abu Dhabi (dpa) - Im Vorjahr war es der helle Wahnsinn: Sebastian Vettel holte in Abu Dhabi trotz schier aussichtslosen Rückstandes den WM-Titel. Dieses Mal kann der Red-Bull-Pilot entspannt ins Rennen gehen: Er ist längst Champion.
Vettel kann nun seine Rekordjagd genießen.
Für Sebastian Vettel war es das Märchen aus 1001 Nacht. In einem dramatischen Saisonfinale krönte sich der krasse Außenseiter beim Großen Preis von Abu Dhabi noch sensationell mit 23 Jahren und 134 Tagen zum jüngsten Formel-1-Weltmeister und schrieb damit an jenem 14. November 2010 Geschichte. Vettel ließ nach diesem unglaublichen, traumhaften Triumph seinen Emotionen freien Lauf: Er schrie, jubelte, weinte und ballte immer wieder die Fäuste. Die schier unmenschlichen Anspannungen fielen von einer Sekunde auf die andere in einem befreienden „Jaaaaaaaaaaaaaaa“ von ihm ab.
Zwölf Monate später kann Vettel an diese für ihn ganz besonders geschichtsträchtige Grand-Prix-Strecke völlig entspannt zurückkehren: Den Titel hat der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim längst in der Tasche und ist damit - quasi nebenbei - auch jüngster Doppel-Champion. Beim vorletzten Saisonlauf am 13. November geht es für ihn nur noch darum, ob er seine beeindruckende Vormachtstellung in der Wüste fortsetzen und weitere Rekorde aufstellen kann.
Bereits 13 Mal startete Vettel in dieser Saison von der Pole-Position. Fährt er auch auf dem Yas Marina Circuit die Bestzeit in der Qualifikation, hat er den Rekord des Briten Nigel Mansell aus dem Jahr 1992 eingestellt. Sollte dem zweimaligen Abu-Dhabi-Gewinner zudem der Hattrick gelingen, könnte er Michael Schumachers Bestmarke von 13 Siegen aus der Saison 2004 im Fall eines weiteren Erfolges in Brasilien knacken.
Vieles spricht dafür, dass Vettels Erfolgsmärchen um weitere Kapitel anwächst. „Natürlich würde ich hier wieder gerne gewinnen“, sagte er, schränkte aber ein, Rekorde würden ihm derzeit nicht so viel bedeuten. „Da wäre ich mir nicht so sicher“, urteilte Christian Horner in der „Welt am Sonntag“. Der Red-Bull-Teamchef bescheinigte seinem Titel-Garanten „einen Killerinstinkt, dabei sieht er aus wie ein Unschuldslamm“.
Dass Vettels Heißhunger auf Erfolge und Rekorde nicht gestillt ist, zeigte sich zuletzt in Indien. Obwohl ihn Horner angesichts des sicheren Sieges per Boxenfunk inständig bat, das Tempo zu drosseln, gab der „Nimmersatt“ zum Schluss nochmals Vollgas, um sich auf den letzten Drücker die schnellste Rennrunde von seinem Teamkollegen Mark Webber zurückzuholen. Damit war Vettels erster Grand Slam perfekt: Sieg, Pole-Position, schnellste Rennrunde und alle Führungsrunden.
Aber unabhängig von seinem ersten Titel-Triumph, den beiden Siegen und den Aussichten auf weitere Weltrekorde hat der Yas Marina Circuit für Vettel einen speziellen Stellenwert. „Die Strecke in Abu Dhabi ist etwas besonderes“, schwärmte er. „Das Rennen beginnt in der Dämmerung und endet bei Nacht, weshalb wir wegen der verschiedenen Lichtverhältnisse mit speziellen Helmvisieren fahren müssen. Und wir fahren gegen den Uhrzeigersinn.“
Zudem ist Vettel von der außergewöhnlichen Charakteristik dieses 5,554 Kilometer langen Kurses begeistert. „Es gibt zwei besondere Merkmale. Eines ist die Passage unter dem Yas-Hotel, wo sonst kannst du derzeit unter deinem Zimmer durchfahren! Die zweite ist der Boxenausgang, der ebenfalls außergewöhnlich ist. Er liegt teilweise unter der Erde und wenn man da durchfährt, fühlt es sich an, als ob man aus einer unterirdischen Parkgarage kommen würde.“