Vettel: Kaum Zuversicht vor Red-Bull-Heimrennen

Spielberg (dpa) - Zuversicht klingt anders! Sebastian Vettel beschönigt die derzeit unbefriedigende Situation für ihn und sein Red-Bull-Team in der Formel 1 nicht.

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Daran, dass beim Comeback des Grand Prix von Österreich nach elf Jahren Pause die Wende gelingt und er und sein Rennstall den dominierenden Mercedes-Boliden Paroli bieten können, glaubt der Formel-1-Weltmeister nicht. Und das ausgerechnet beim Rennen auf der Hausstrecke seines Geldgebers.

„Im Moment schaut es so aus, als sei der Vorsprung sehr groß. Was man aktiv machen kann, ist begrenzt“, stellte der 26-Jährige zum Auftakt des Rennwochenendes in der Steiermark fest.

Im Mercedes-Motorhome nebenan im Fahrerlager saß sichtlich zufrieden Nico Rosberg. „Ich gehe davon aus, dass wir hier das schnellste Auto haben“, sagte der WM-Führende und ließ keinen Zweifel zu, dass sich an der diesjährigen Hierarchie in der PS-Königsklasse so schnell etwas ändert - und schon gar nicht auf dem Red Bull Ring. „Momentan liegen uns alle Strecken“, meinte der 28-Jährige.

Das für Mercedes unglückliche Kanada-Rennen hat er abgehakt. In Montréal hatten er und sein Teamkollege und ärgster Rivale Lewis Hamilton an der Spitze des Feldes so lange einen erbitterten Zweikampf geführt, bis die Technik in ihren sonst so überlegenen Dienstwagen streikte.

Der Brite musste aufgeben, Rosberg rettete sich trotz einer Minderung der Motorleistung um 160 PS immerhin noch als Zweiter hinter Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo ins Ziel und baute seine WM-Führung auf 22 Punkte gegen Hamilton aus. „Wir haben die Probleme verstanden, daran gearbeitet und haben eine Lösung“, meinte Rosberg.

Einen solchen Satz würde Vettel auch gern sagen. Auch der Sieg seines jungen australischen Teamkollegen konnte seinen Optimismus nicht füttern. „Würde ich gern schneller sein? Ja. Aber das bedeutet, dass noch sehr viel Arbeit vor uns liegt, um das Auto für mich passend zu machen“, meinte der in diesem Jahr noch sieglose Heppenheimer. Eine Schwäche sei ja klar, meinte er weiter und spielte auf den Antriebsstrang des Motorenpartners Renault an. „Und es ist nicht leicht, die von heute auf morgen auszugleichen.“

Nach seinem dritten Rang in Kanada hatte er seinen unterlegenen Wagen sogar als „Gurke“ beschimpft. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz kann den Frust seines Chefpiloten nachvollziehen. „Natürlich habe ich Verständnis dafür. Sebastian hat schließlich bis dato lediglich zwei Rennen ohne technische Defekte oder anderes Pech fahren können“, sagte der 70-Jährige in einem Interview der „Kleine Zeitung“.

Vettels Rückstand auf WM-Spitzenreiter Rosberg (140 Punkte) beträgt vor dem achten von 19 Saisonrennen am Sonntag (14.00 Uhr) als Fünfter immerhin schon 80 Punkte. Schärfster Verfolger des Silberpfeil-Duos Rosberg und Hamilton (118) ist der zweite Red-Bull-Fahrer Ricciardo (79) als Dritter.

Branchenführer Rosberg wähnt sich vor dem Lauf auf dem „Heimspielberg“ - wie Mercedes auf Plakatwänden in der Nähe des Red Bull Rings wirbt - obenauf und stichelt vor dem Rennen im Red-Bull-Land. „Das wäre ein besonderes Quäntchen, wenn man hier auf dem A1-Ring gewinnt“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln. Der Kurs in Spielberg hieß vor dem Abriss und Neubau A1-Ring.

Einig waren sich alle Fahrer in der Freude über die jüngsten Nachrichten von Michael Schumacher. „Das war mit Abstand die beste Nachricht der ganzen Woche“, sagte Vettel. Und Rosberg ergänzte: „Es ist ein fundamentaler, großer Schritt zu seiner Genesung.“

Anfang der Woche hatte Schumachers Management mitgeteilt, dass der 45-Jährige nicht mehr im Koma liegt nach seinem Skiunfall im vergangenen Dezember. Der Rekordchampion hatte den bislang letzten Grand Prix von Österreich 2003 im Ferrari gewonnen. Damals stellte er auch den Rundenrekord auf.