Vettel mit Feuerlöscher: Ungebremste Red-Bull-Probleme
Sakhir (dpa) - Wieder Rauch, wieder Feuer, wieder nur ein paar Runden: Das Testdesaster hat sich für Sebastian Vettel auch zum Auftakt in der Wüste von Bahrain nahtlos fortgesetzt.
Mehr als symbolhaft das Bild anderthalb Stunden vor Schluss. Der viermalige Formel-1-Weltmeister steht mit dem Feuerlöscher hinter dem liegengebliebenen Red Bull RB10. „Mit Sicherheit bin ich nicht zufrieden, wie es momentan läuft“, gab Vettel zu: „Wir tun uns schwer, alles zu verstehen. Man beseitigt das eine Problem - Ruckzuck gibt es ein neues.“
Die Lage ist ernst, diesmal kam Vettel nur auf 14 Runden, dazu war er rund dreieinhalb Sekunden langsamer als der Tagesschnellste, Nico Hülkenberg im Force India mit Mercedes-Antrieb. Bei Red Bull brennt's - und das nicht nur im übertragenen Sinne. Probleme bereitet weiterhin die Kühlung des Wagens. Schon beim Test in Jerez, als Red Bull nur 92,988 Übungskilometer an vier Tagen gelungen waren, schlug mehr als einmal Feuer und Rauch aus dem Heck des RB10 aus der Feder von Staringenieur Adrian Newey.
In Bahrain saßen schon zur Mittagszeit Teamchef Christian Horner und Motorsportberater Helmut Marko und ein Vertreter von Antriebslieferant Renault mit düsteren Mienen zusammen. „Wir kennen unser Problem. Von jetzt an geht es nur noch aufwärts“, sagte Marko laut „auto-motor-und-sport.de“. Danach sah es nicht wirklich aus.
Vettel hatte die Zwangspause genutzt, um mit Helm und Rennanzug erst einmal zur Fotosession ins Studio zu gehen. In der Nacht hatten Red-Bull-Mechaniker weiter am RB10 geschraubt, neue Teile waren eingeflogen worden. Mehr als ein bis drei Stunden Schlaf seien für die Mechaniker nicht drin, berichtete Vettel. Die Arbeit in der Garage zog sich bis nach Mittag hin. Das Team twitterte schon von Michael Jacksons Song mit der sinngemäßen Übersetzung „Du lässt mich Tag und Nacht arbeiten“.
Um 13.45 Uhr Ortszeit kam Vettel dann mit seinem Auto bei strahlendem Sonnenschein aus der Garage, nachdem die zweite Versuchsphase der Motorsport-Königsklasse mit rund einer halben Stunde Verspätung begonnen hatte. Angeblich waren zunächst nicht genug Streckenposten vor Ort in der Wüste von Sakhir.
Mehr als die 14 Runden auf dem 5,412 Kilometer langen Kurs waren für Vettel letztlich nicht drin. Machte unterm Strich 75,768 Kilometer - viel zu wenig. Das Feuer im Heck löschte Vettel selbst. „Der Kollege hatte ein bisschen Panik“, sagte er in Richtung des Streckenposten: „Er wusste nicht genau, wo er ansetzen musste, ich habe ihm da geholfen“, sagte Vettel beinahe noch scherzhaft. Nachdem der Wagen wieder betriebsbereit gemacht worden war, blieb Vettel mit ihm dann auch noch in der Boxengasse liegen.
Bei den Herausforderern lief es besser. Landsmann Hülkenberg drehte 78 Runden, Fernando Alonso schaffte als Tageszweiter im Ferrari 64 Umläufe, Lewis Hamilton als Dritter im Silberpfeil 74 Runden. Die meisten aber wurden für Adrian Sutil im Sauber mit 82 notiert.
An diesem Donnerstag darf Vettel noch einmal hinters Steuer des dauermuckenden RB10. Freitag und Samstag übernimmt sein neuer Teamkollege Daniel Ricciardo den Wagen. Vom 27. Februar bis 2. März steht die letzte viertägige Testphase abermals in Bahrain auf dem Programm. In dreieinhalb Wochen startet die Saison mit dem Großen Preis von Australien. Vettel kann und will seinen fünften Titel in Serie in diesem Jahr feiern. „Wir stehen im Moment noch vor einem großen Berg, aber wir hoffen, dass wir rechtzeitig auf dem Gipfel ankommen“, meinte Vettel, dessen meiste Rivalen schon an der ersten Bergstation angekommen zu sein scheinen.