Zum ersten Mal verpasste der Titelverteidiger im Red Bull im zehnten Rennen dieser Saison das Podium. „Mit einem vierten Platz können wir nicht zufrieden sein“, gab der Red-Bull-Pilot zu: „Wir waren heute einfach nicht schnell genug.“ Vor allem nicht schnell genug für den triumphalen McLaren-Piloten Lewis Hamilton. „Das war eines der besten Rennen, die ich je gefahren bin“, meinte der Weltmeister von 2008 nach seinem zweiten Saisonerfolg. Mit breiter Brust stellte er fest: „Wir sind wieder zurück.“
Platz zwei schnappte sich in dem phasenweise spektakulären Rennen mit den vier Erstplatzierten der WM-Wertung im Sekunden-Abstand an der Spitze Fernando Alonso. Dritter wurde Pole-Mann Mark Webber, der sich in der Auslaufrunde noch als Taxifahrer für den Rivalen von Ferrari verdient machte. Mehr als Schadensbegrenzung war Platz vier für Vettel daher nicht. Auch wenn er von Beginn an in der herbstlich kühlen Eifel nicht warm wurde mit seinem Rennwagen namens „Kinky Kylie“: „Ich hab mich das ganze Wochenende nicht wohlgefühlt.“ Zudem bescherte nur ein verpatzter Boxenstopp von Alonsos Stallkollege Felipe Massa Vettel in der letzten Runde noch die zwölf WM-Zähler.
Der 24-jährige Heppenheimer führt die WM-Wertung zwar weiterhin mit 77 Zählern Vorsprung auf seinen Teamkollegen Webber an. Hamilton fehlen als neuer Dritter 82 Punkte, Alonso 86. Webber stellte aber bereits fest: „In den vergangenen drei Rennen ist es enger geworden.“ Die einst unverwundbar scheinenden Red Bull sind leicht angeschlagen. „Man muss sehen, dass die anderen auch hart arbeiten“, betonte Vettel.
Und so wurde es wieder nichts mit einem deutschen Sieg beim Heimrennen. Der letzte liegt fünf Jahre zurück, als Michael Schumacher sowohl auf dem Nürburg- als auch auf dem Hockenheimring gewann. Diesmal kostete ein Dreher dem Eifel-Rekordsieger (5 Mal) eine erbauliche Platzierung: Rang acht, einen Platz hinter Teamkollege Nico Rosberg aus Wiesbaden. Vor den beiden sorgte wenigstens Adrian Sutil für einen Lichtblick. Der Force-India-Pilot aus Gräfelfing feierte als Sechster sein bislang bestes Saisonergebnis: „Das ist natürlich super.“
Weniger super verlief der Nachmittag für Nick Heidfeld. Er schied als einziger Deutscher nach einem für ihn bis dahin schon enttäuschenden Rennen früh aus. Nachdem er mit seinem Lotus-Renault infolge einer Kollision mit dem Toro Rosso von Sebastien Buemi eine Werbetafel demoliert hatte, blieb Heidfeld im Kiesbett stecken. „Das war dumm und ein bisschen gefährlich“, beschwerte sich Heidfeld über die Buemi-Fahrweise. „Zum Glück ist nichts passiert.“
Ins Ziel schaffte es Timo Glock. Nachdem am Morgen die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Marussia Virgin bekanntgegeben worden war, reihte sich der Wersauer im Ziel auf Platz 17 ein.
Während die Verantwortlichen des Nürburgrings in den kommenden Wochen und Monaten weiter um die Zukunft der Formel 1 auf dem Traditionskurs kämpfen werden, bot das Rennen auf der 5,148 Kilometer langen Strecke einmal mehr alles, was das Motorsport-Herz höher schlagen lässt. Nur das i-Tüpfelchen fehlte aus deutscher Sicht.
Durch einen mäßigen Start büßte Vettel bereits am Start Rang drei an Alonso ein. So ging es erstmal hin und wieder her, ehe Vettel in der neunten Runde auf der teilweise nassen Strecke durch einen Dreher viel Zeit liegen ließ. „Ich hab das Auto verloren in Kurve 10“, gestand er: „Dann war der Anschluss sowieso weg.“
Der Kampf um die Spitze fand zum ersten Mal in diesem Jahr ohne den Champion statt. Stattdessen fiel Vettel weiter zurück. Erst in der Schlussrunde schnappte sich der Red-Bull-Pilot dank des besseren Boxenstopps Ferrari-Mann Massa. „Es ist schon eine gewisse Anspannung da. Als ich dann wieder losgelassen wurde, war schön zu sehen, dass die Ferrari-Jungs noch beschäftigt sind“, meinte Vettel.
Überragend war aber der Auftritt Hamiltons, der nach 308,863 Kilometern in 1:37:30,334 Stunden gewann. „Das ist ein massiver Schritt nach vorn“, meinte der Brite. Alonso lag 3,980 Sekunden zurück. Vettel wies bei seiner schlechtesten Platzierung seit rund elf Monaten - mit Ausnahme des Ausfalls wegen technischen Defekts in Südkorea - 47,921 Sekunden Rückstand auf.