Vettel vor Titel: „Auf das Rennen konzentrieren“
SuzuKa (dpa) - Auf die berüchtigte Karaoke-Party muss Sebastian Vettel verzichten, dafür gibt es Titelfeten-Tipps von Michael Schumacher. Die Formel 1 macht sich auch gegen Vettels Willen im sonnigen Suzuka bereit für die wahrscheinliche WM-Sause des deutschen Red-Bull-Stars.
„Es ist toll, dass Sebastian noch denkt, ich habe eine Titelchance. Er ist vermutlich der Einzige. Es ist völlig gelaufen“, sagte McLaren-Pilot Jenson Button, der letzte rechnerisch verbliebene Konkurrent des weit enteilten WM-Spitzenreiters.
Sogar der sichtlich gut gelaunte Vettel musste sich vor dem Japan-Rennen ein wenig zwingen, nicht zuviel über die so gut wie sichere Weltmeister-Fete zu plaudern. „Ich versuche, nicht an die WM zu denken, sondern mich auf das Rennen zu konzentrieren“, beteuerte der 24-Jährige, dessen Heimatgemeinde ebenfalls dem wohl entscheidenden Grand Prix entgegenfiebert. Von 07.00 Uhr am Sonntagmorgen an ist in Heppenheim Public Viewing angesagt. Vettel fehlt im fünftletzten Saisonrennen nur noch ein Punkt.
Und anscheinend hat auch er sich durchaus schon mal nach einem Ort zum Feiern umgesehen. Die legendären Karaoke-Hütten zwischen Hotel und Strecke, in denen schon so mancher Champion feuchtfröhlich Jubelsongs schmetterte, suchte Vettel jedoch vergebens. „Es gibt also keinen Gesang mehr. Leider - oder vielleicht auch glücklicherweise“, meinte der Hesse spitzbübisch.
Prompt zeigte sich Kumpel Schumacher hilfsbereit. „Ich werd ihm dann was zeigen“, versprach der Rekordweltmeister. Zwei seiner Titel holte Schumacher in Suzuka. Und der 42-Jährige weiß auch, wie vorteilhaft ein vorzeitiger Triumph ist. „Dann kann man schon mal die T-Shirts drucken“, erklärte der Kerpener schmunzelnd.
Aber auch wenn am Sonntag schon ein zehnter Platz genügen würde, überlässt Vettel nichts dem Zufall. „Es gibt keinen Grund, etwas anders als sonst zu machen. Wir wollen das Beste aus dem Auto herausholen“, sagte der Titelverteidiger. Ohnehin will er sich nach zwei Suzuka-Siegen hintereinander auch diesmal nicht mit Rang zehn begnügen. „Das wäre auch ein Grund zu feiern, aber es wäre nicht dasselbe“, befand Vettel.
Button allerdings will sich als Spaßbremse versuchen. „Ich würde hier so gern mal gewinnen, auch wenn eine gewisse Person das mit seinem Titelgewinn überschatten würde“, sagte der Brite an Vettels Adresse. Der Heppenheimer hatte sich schon vorher einen kleinen Scherz auf Buttons Kosten nicht verkneifen können. „Wenn mir jemand einen Gefallen tun will, könnte er Jenson die Treppe runterschubsen. Das würde mir helfen“, sagte er bei der Weltverbands-Pressekonferenz, um kurz darauf ganz ungeniert SMS per Handy zu verschicken.
Die Spannung ist längst aus dieser WM gewichen, entsprechend locker und gelassen steuern die Top-Piloten dem Saison-Endspurt entgegen. Für die Spitzenkräfte und ihre Rennställe bleibt nur noch der Kampf um die zweiten Plätze in Fahrer- und Teamwertung. Immerhin entscheidet das Konstrukteurs-Klassement am Jahresende über die Verteilung der Gelder.
Zudem hat durch die frühe WM-Entscheidung längst das Wettrüsten für 2012 begonnen. „Wir haben einige experimentelle Dinge im Auto“, verriet Ferrari-Star Fernando Alonso. Der Saison-Endspurt wird zum Testlauf und eröffnet damit bereits den Titelkampf der neuen Saison.
Richtgröße bleibt dabei vorerst Red Bull. Angesichts der Dominanz des Rennstalls kein Wunder, dass sich der fröhliche Anführer Vettel in Suzuka ganz viel Zeit für die eifrigen Autogrammjäger nehmen konnte. Nur der Gedanke an das Schicksal seiner von Tsunami und Fukushima-Katastrophe gebeutelten Gastgeber ließ auch den Sonnyboy nachdenklich werden.
„Ich versuche, ein wenig dafür zu tun, den Leuten das Lächeln zurückzugeben. Wir wollen eine gute Show bieten“, sagte Vettel. Wie auch Schumacher startet der Red-Bull-Fahrer in Suzuka mit speziellem Helmdesign. Mit der Aufschrift „Band der Freundschaft“ auf dem Kopfschutz will Vettel dann zum jüngsten Doppel-Weltmeister werden.