Circuit de Catalunya Vettels Auftakt zur WM-Mission fast am Gefrierpunkt

Barcelona (dpa) - Sebastian Vettel konnte die fahrfreie Zeit nicht mal zur Spionage bei der Konkurrenz nutzen. Zu niedrige Temperaturen bremsten den Top-Herausforderer und die Rivalen zu Beginn des zweiten Testtages der Formel 1 auf dem Circuit de Catalunya.

Foto: dpa

Als Vettel zu seiner Installationsrunde um 9.01 Uhr auf den 4,655 Kilometer langen Kurs aus der Garage fuhr, zeigte das Thermometer -0,3 Grad. Vom bevorstehenden hitzigen Kampf um den WM-Titel konnte (noch) keine Rede sein.

Doch der wird kommen. „Es ist kein Geheimnis, dass es eine Riesenherausforderung ist, wenn es am Ende klappt, wäre es fantastisch“, sagte Vettel. Er will den Titel. Zum ersten Mal im Ferrari. Zum fünften Mal in seiner Karriere. 30 Jahre alt ist der Heppenheimer mittlerweile, am 3. Juli wird Vettel 31. Sein Vertrag bis Ferrari wurde im vergangenen Jahr verlängert, er endet nun mit der Saison 2020. Seit 2015 fährt Vettel für die Scuderia, er kam als viermaliger Weltmeister von Red Bull.

In Melbourne zum Auftakt in die neue Saison wird Vettel am 25. März seinen 200. Grand Prix bestreiten, er könnte ihn gleich mit einem Sieg und dem 100. Podiumsplatz seiner Karriere krönen. Vor einem Jahr gewann er den Großen Preis von Australien. „Vergangenes Jahr hat uns Ferrari alle überrascht und ein Auto auf die Strecke gebracht, das von Beginn an funktioniert hat“, sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Der Ferrari und auch Vettel funktionierten allerdings nur in der ersten Saisonhälfte titelreif. Vier Siege feierte Vettel bis zur Sommerpause, verabschiedete sich mit 14 Punkten Vorsprung auf Lewis Hamilton in die dreiwöchigen Ferien. Danach war die Herrlichkeit in Rot vorbei, Hamilton brachte sich in Silber mit fünf Siegen in den nachfolgenden sechs Rennen in Titelposition.

Am 29. Oktober 2017 war der WM-Traum für Vettel nach Defekt- und Fehlerwochen vorbei, Hamilton krönte sich in Mexiko zum neuen Champion. Zwei Rennen vor dem Saisonende. Eine Niederlage, die Vettel weh tat, reden wollte er zunächst nicht, er musste das Geschehene verdauen. In Brasilien fuhr er danach fürs eigene Gemüt, für die sportliche Bilanz als Vizeweltmeister und die italienische Seele noch seinen 47. Grand-Prix-Sieg ein.

2018 soll kein Jahr mit zwei verschiedenen Halbzeiten werden. Der SF71H ist eine Evolution des Vorgängermodells, in einigen Bereichen noch radikaler, aggressiver, der Wagen sei aufgeräumter. Der Radstand wurde zudem verlängert. „Letztlich muss das Auto als Ganzes funktionieren“, meinte Vettel.

„Überall hat uns noch ein bisschen gefehlt“, sagte er mit Blick auf Branchenführer Mercedes. Wie viel Ferrari aufgeholt hat, bleibt vorerst offen. Im kühlen Katalonien bekam der neugierige Hesse bei seinem Testauftakt erst einmal keine Antwort darauf.