Von wegen Faulenzen in Ferien - Vettel muss arbeiten

Budapest (dpa) - Nur nach Faulenzen in den Formel-1-Ferien ist Sebastian Vettel und seinem Red-Bull-Team überhaupt nicht. „Fest steht, dass wir jetzt die Sommerpause definitiv nicht nur zum Ausruhen, sondern auch zur Weiterentwicklung nutzen müssen“, betonte der Doppelweltmeister.

Wieder mehr Frust als Freude, wieder kein Sieg und dazu noch zwei weitere Ex-Weltmeister auf dem schweren Weg zum WM-Hattrick im Nacken: „Dieses Wochenende hat gezeigt, dass noch alles offen ist“, bekräftigte Ungarn-Gewinner Lewis Hamilton.

„Hamilton unantastbar“, lobte die französische Sportzeitung „L'Equipe“ und die italienische „La Gazzetta dello Sport“ warnte: „Achtung! Hamilton ist wieder da.“ Der Brite verkürzte mit seinem dritten Sieg in Budapest den Rückstand auf den drittplatzierten Vettel auf fünf Punkte. Ex-Champion Kimi Räikkönen liegt nur noch sechs Zähler zurück, und an der Spitze ist der weiter enteilte WM-Spitzenreiter Fernando Alonso nur noch ein Rennen von einem Michael-Schumacher-Rekord entfernt.

Zudem freute sich der Ungarn-Fünfte, dass es „noch mehr Abwechslung in der WM“ gibt. Je mehr Punkte sich auf andere verteilen, umso weniger kann Vettel aufholen: Die farbenfrohe Torte zu seinem 31. Geburtstag dürfte Alonso am Sonntag gleich doppelt so gut geschmeckt haben. „Alonso kontrolliert die Herde“, jubelte das spanische Blatt „El Mundo“ und die italienische „Tuttosport“ sah in Alonsos fünften Platz gar einen „großen Coup“.

Entspannt kann Vettel sich also nicht in die Zwangspause verabschieden. Immerhin hat er das Problem aber ausgemacht. „Die Konstanz ist wahrscheinlich unser wunder Punkt“, räumte Vettel nach seinem vierten Rang beim Großen Preis von Ungarn ein. Zum achten Mal verpasste er bereits das Podest - bei elf Rennen. Nur ein Sieg (Bahrain), ein zweiter Rang beim Auftakt in Australien und Platz drei in Großbritannien - „das einzige, was jetzt wirklich hilft, ist arbeiten, arbeiten, arbeiten“. Problem nur: Während der Zeit bis zum Großen Preis von Belgien am 2. September müssen alle Fabriken für zwei Wochen geschlossen sein. Das ist Teil der Sparmaßnahmen in der teuren Königsklasse des Motorsports.

Für die Verfolger und Gegner von Vettel auf dessen Weg zum historischen Titel-Hattrick wirkte das Rennen auf dem Hungaroring wie ein Anschlusstreffer im Fußball kurz vor dem Pausenpfiff. „Es ist ziemlich schön, mit einem Sieg in die Pause zu gehen“, stellte Hamilton, der Weltmeister von 2008, mit einem smarten Lächeln fest. „Wir sind näher an der Spitze“, meinte Räikkönen.

Der Finne, Weltmeister von 2007, ist der einzige unter den Top Fünf, der noch kein Rennen in diesem Jahr gewinnen konnte. In Budapest schaffte es der „Iceman“ aber in seiner Rückkehr-Saison nach zwei Jahren Formel-1-Abstinenz zum fünften Mal aufs Podest.

Die Konstanz in Person ist aber Alonso. Kommt er auch in Spa-Francorchamps unter die besten Zehn, stellt der Spanier einen fast zehn Jahre alten Rekord von Schumacher ein: Alonso wäre dann 24 Mal in Serie in die Punkteränge gefahren, beim Ferrari-Heimrennen in Monza könnte der Asturier alleiniger Rekordmann werden.

„Wir können jetzt ein paar Tage mal durchatmen, aber ich bin mir sicher, dass all unsere Jungs nur eines im Kopf haben“, meinte Teamchef Stefano Domenicali, nachdem Ferrari seit Räikkönens WM-Triumph auf den nächsten Fahrertitel wartet.

Das Maß der Dinge war Red Bull in den vergangenen beiden Jahren. Das Vettel-Team ist es aber seit dem ersten Rennen in dieser Saison schon nicht mehr. Vettel muss nun mindestens ein weiteres Jahr unter seinem merkwürdigen Juli-Fluch leiden. Die Zeit der Sieglosigkeit seit seinem Erfolg am 22. April in Bahrain soll nach den Ferien aber zu Ende sein. „Erholt euch gut“, verabschiedete sich Vettel von seinen Fans: „Wir hören uns dann pünktlich aus Belgien wieder, wo wir alles daran setzen werden, das Feld so richtig aufzuräumen.“