„Liebe diesen Fight“ WM-Duell Vettel gegen Hamilton „in voller Fahrt“
Shanghai (dpa) - Vor der Weiterreise in die Steinwüste von Sakhir versicherte Lewis Hamilton seinem Widersacher Sebastian Vettel die uneingeschränkte Hochachtung. Den Wettstreit um die vakante Formel-1-Krone wollen die beiden Ausnahmepiloten erstmals zu einem reinen Privatvergnügen machen.
Zu einem Gift-Duell soll die noch junge Zwei-Mann-Show nicht ausarten - Vettel vs. Hamilton als Titelfight mit weltmeisterlichem Respekt. „Es gibt Zeiten, in denen man hart gegeneinander fährt. Und es könnte Szenarien geben, wenn einer meint, etwas sei unfair, weil einer zu aggressiv war oder was auch immer“, räumte der in Psycho-Duellen geübte Hamilton nach seinem Sieg in Shanghai ein. „Aber wir haben so viel erlebt, der Respekt voreinander ist der höchste, den ich von einem anderen Fahrer habe, vor allem von jemandem seines Kalibers.“
Als punktgleiche WM-Führende reisen Mercedes-Mann Hamilton und der Ferrari-Star zum dritten Saisonrennen in Bahrain. Letztmals hatten mit Fernando Alonso und Vettel nach dem Grand Prix von Spanien vor fünf Jahren zwei Formel-1-Piloten die Spitzenposition gemeinsam inne. „Es wird ein Punkt in der Saison kommen, da können wir sie nicht mehr teilen. Es wäre aber toll, bis zum Saisonende in einer starken Position zu sein“, sagte Vettel.
„So einen wie ihn habe ich noch nie gehabt“, sagte der dreimalige WM-Champion Hamilton über den Deutschen. „Ich kämpfe jetzt gegen einen viermaligen Weltmeister, der in Topform und phänomenal schnell ist.“ Nach zwei Aufbaujahren scheinen Vettel und die Scuderia nun die Regelreform genutzt zu haben, um den Branchenprimus endlich auf Augenhöhe herauszufordern.
„Du willst diesen ultimativen Fight immer im besten Duell haben, das du bekommen kannst. Daraus als Sieger hervorzugehen, ist soviel mehr befriedigender“, betonte Hamilton. „Ich liebe diesen Fight, den wir haben.“ Der „Corriere della Sera“ in Italien schrieb, dass der Wettstreit der beiden nun „in voller Fahrt“ sei.
Soviel Wertschätzung einem Konkurrenten gegenüber haben Hamilton und Vettel nicht immer gezeigt. Es geht schließlich um den Erfolg in der Formel 1, da können soft skills auch mal stören. „Natürlich will er mich da draußen vernichten und umgekehrt“, meinte Hamilton über das Duell mit Vettel, „aber außerhalb des Autos ist die Hochachtung vor den Erfolgen des anderen da.“ Vettel zeigte das nach Hamiltons China-Triumph mit einer anerkennenden Umarmung.
„Ich denke, das wird einer der engsten Titelkämpfe, wenn nicht sogar der engste Titelkampf, den ich je erlebt habe“, sagte Hamilton voraus. In solchen Duellen hat der 32-jährige Brite eine Menge Erfahrung.
Als Neuling stürzte sich Hamilton 2007 mit seinem Stallrivalen Alonso in einen so schonungslosen Zweikampf, dass McLaren fast am Rand des Kollapses stand. Punktgleich mit dem Spanier verpasste er damals nur um einen Zähler die WM. Ganz frisch ist auch noch die Erinnerung an die PS-Kämpfe mit seinem als Weltmeister abgetretenen früheren Teamkollegen Nico Rosberg.
Vettel kennt diese Szenarien genauso gut. Mit seinem langjährigen Red-Bull-Nebenmann Mark Webber verband ihn eine In-Team-Feindschaft. Starke Nerven bewies Vettel auch bei den WM-Entscheidungen. 2010 hatten erstmals vier Fahrer im Finale noch die Chance auf den Titel - Vettel krönte sich zum ersten Mal. Oder 2012, als sich der Hesse in einem irren Finish erneut die WM sicherte.
In Bahrain soll der Zweikampf Vettel vs. Hamilton in die nächste Runde gehen. „Das wäre für uns eine gute Neuigkeit. Wir gehen aber nach Bahrain ohne große Erwartungen“, sagte Vettel vorsichtig, obwohl er um die Leistungsfähigkeit seines Ferrari auf dem heißen Wüsten-Kurs weiß. „Mercedes ist das Maß der Dinge. Unser Auto funktioniert aber.“