München gibt Olympia-Bewerbung für 2018 ab
Lausanne (dpa) - Mit der Abgabe des Bewerbungsbuchs für die Winterspiele 2018 beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) hat für München der Endspurt im Kandidaten-Dreikampf begonnen.
„Es war ein besonderer Moment. Wir können stolz auf das Bid Book sein“, sagte die Kuratoriums-Vorsitzende Katarina Witt in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Zusammen mit Geschäftsführer Bernhard Schwank und dem Eishockey-Nachwuchsspieler Marcus Weber vom SC Riessersee gab sie das 396 Seiten starke Werk am IOC-Amtssitz im schweizerischen Lausanne ab.
Die Olympia-Mitbewerber Annecy (Frankreich) und Pyeongchang (Südkorea) hatten ihre Bid Books schon beim IOC eingereicht. Die Entscheidung über die Vergabe der Winterspiele für 2018 treffen etwa 115 IOC-Mitglieder auf der IOC-Vollversammlung am 6. Juli im südafrikanischen Durban. „Aus unserer Sicht haben wir ein sehr gutes Buch auf die Beine gestellt. Es ist ein Tag, an dem wir uns freuen können, aber wir wissen auch, dass wir uns nicht ausruhen dürfen“, meinte Schwank. „Das Rennen geht weiter, und zwar mit erhöhter Intensität.“
Erleichtert zeigte sich auch Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dass mit der Vorlage des Bid Books eine der wichtigsten Zwischenetappen geschafft ist. „Es ist ein Markstein. Jetzt ist die Zeit der Spekulationen und Vermutungen vorbei. Das Projekt mit allen seinen Qualitäten steht“, freute er sich. „Ich bin beeindruckt, wie es gelungen ist, die Tausende von Fakten so zu komprimieren und so überzeugend darzustellen.“
Für Schwank hat das Bewerbungsbuch die Qualität einer Erfolgsstory: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir eine richtig gute Bewerbung und eine Chance haben.“ Die Zustimmung in der Bevölkerung für das Großprojekt soll durch eine Werbekampagne mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) gesteigert werden, die noch vorgestellt wird.
Nur die bislang unnachgiebigen Grundstücksbesitzer in Garmisch-Partenkirchen, wo die Ski- Wettbewerbe ausgetragen werden sollen, sorgen noch für Störgeräusche. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude betonte in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk noch einmal, dass er im Grundstücksstreit mit den Bauern „kein ernsthaftes Hindernis“ sieht: „Es gibt einige Grundstückseigentümer, die sich tatsächlich verweigern, und nur eine Hand voll hat tatsächlich Grundstücke, die benötigt werden.“
59 Landwirte hatten in einem Brandbrief an IOC-Präsident Jacques Rogge im Dezember bekräftigt, ihr Land im Schneepark Garmisch- Partenkirchen nicht für die Spiele zur Verfügung zu stellen. Der Platz aber wird benötigt, um Wettbewerbe veranstalten und nötige Funktionsflächen bereitstellen zu können.
Die nächste hohe Hürde im Bewerbungsverfahren ist der Besuch der Evaluierungskommission vom 28. Februar bis 4. März in München. Das Bid Book, in dem 17 Aspekte angeschnitten und 100 Garantien gegeben werden, ist die Grundlage der Prüfung vor Ort. „Da muss alles wirklich gut klappen und rund laufen, da werden wir noch mal auf Herz und Nieren geprüft“, sagte Kati Witt. Vor möglichen Demonstrationen von Olympia-Gegnern fürchtet sie sich nicht: „Dann ist das eben so.“
Alle drei Bewerberstädte mussten in den vergangenen Monaten auch mit Rückschlägen kämpfen. Abgesehen von den protestierenden Bauern in Garmisch-Partenkirchen mussten die Münchner den Rückzug der Grünen, des Dachverbandes für Naturschutz und den Rücktritt des Geschäftsführers Willy Bogner Anfang September verkraften. „Es gibt keine Bewerbung, die von A bis Z glatt läuft“, meinte Schwank.
Auch bei Annecy, das zudem das Bewerbungskonzept radikal zugunsten einer Konzentration auf zwei statt fünf Austragungszentren änderte, gab es jüngst einen Führungswechsel: Die Franzosen setzen nun auf den Unternehmer Charles Beigbeder und dem verstärkten Engagement von Ski- Legende Jean-Claude Killy. Favorit Pyeongchang erhielt Anfang November eine Verwarnung vom IOC wegen umstrittener Sponsoren- Aktivitäten südkoreanischer Firmen im Weltsport.
Positive Auswirkungen auf die Münchner Kandidatur haben könnten erfolgreiche Austragungen der alpinen Ski-Weltmeisterschaften vom 7. bis 20. Februar in Garmisch-Partenkirchen und der Eisschnelllauf-WM vom 10. bis 13. März in Inzell. „Es ist ein Glück, dass wir vor der Vergabe solche Veranstaltungen in Deutschland haben und live zeigen können, was wir ins Bid Book geschrieben haben“, sagte Witt.