Rummenigge mahnt mehr Vernunft an - Rekordverluste
Nyon (dpa) - Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat angesichts eines Rekordverlusts der europäischen Spitzenclubs mehr Vernunft im Fußball angemahnt.
„Jetzt ist eine gute Möglichkeit, auf die Bremse zu treten und die Welt ein bisschen rationaler zu machen“, sagte Rummenigge in seiner Funktion als Präsident der Vereinigung Europäischer Clubs (ECA) in der Zentrale der Europäischen Fußball-Union UEFA in Nyon. Mit schärferen Regeln und einem neuen „finanziellen Fairplay“ will die UEFA die Chancengleichheit zwischen den Top-Ligen wieder herstellen.
Noch vor zwei Jahren hätten fast 70 Prozent der Clubs Rote Zahlen geschrieben, heute seien es 56, sagte Rummenigge bei der Vorstellung des Konzepts gegen das unkontrollierte Schuldenmachen. Auch die anderen Zahlen, die in der UEFA-Zentrale am Genfer See präsentiert wurden, seien „besorgniserregende Signale“, wie UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino formulierte.
Im Finanzjahr 2009 stiegen die Einnahmen der berücksichtigten 733 Clubs in Europa um 4,8 Prozent gegenüber 2008 auf 11,7 Milliarden Euro. Weil zugleich die Kosten auf 12,9 Milliarden Euro anstiegen, ergab sich ein Rekordverlust von 1,2 Milliarden Euro.
Das neue Konzept wird schrittweise über drei Jahre umgesetzt und sieht einen kontinuierlichen Schuldenabbau vor. Von Juni dieses Jahres an sollen alle Transferaktivitäten von der UEFA überwacht werden. Im Extremfall droht Clubs, die weiter Schulden anhäufen, der Ausschluss von Europacup-Wettbewerben. „Wir sind mutig genug, auch solche Entschlüsse zu fassen“, sagte UEFA-Präsident Michel Platini. Für die aktuelle Saison wären elf Clubs nicht zu Champions- oder Europa League zugelassen worden, wenn die Regeln schon gegolten hätten.
Um die Clubs aus der Schuldenspirale zu befreien, wird künftig die Kadergröße auf höchstens 25 Spieler festgelegt. Einer Gehaltsobergrenze für Fußball-Profis erteilte Rummenigge allerdings eine Absage. „Das wäre mit europäischem Recht nicht vereinbar“, sagte er.
„Es ist eines der wichtigsten Projekte meiner Amtszeit“, sagte Platini über das Konzept. „Wir sind überzeugt, dass ein Verein nicht mehr ausgeben sollte als er einnimmt. Wir werden keine Hexenjagd veranstalten, Vereine nicht an den Pranger stellen und auch keine schwarzen Listen veröffentlichen“, betonte der Franzose. „Wir wollen Vereinen, die in Schwierigkeiten stecken, Hilfe anbieten.“