Auch Dauser im Barren-Finale Nguyen peilt viertes EM-Gold an
Cluj-Napoca (dpa) - Marcel Nguyen peilt in Cluj-Napoca seinen vierten Titel bei Turn-Europameisterschaften an. Der 29-Jährige war der stärkste Barren-Turner der Qualifikation mit 15,166 Punkten.
„Es gibt noch Reserven - vor allem im zweiten Teil der Übung. Daran werde ich jetzt feilen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden“, meinte der Olympia-Zweite von London mit einem Grinsen.
Im Finale am Sonntag hat er nun die große Chance, zum vierten Mal Europameister zu werden. 2011 und 2012 gewann der jetzt 29-jährige Unterhachinger bisher an seinem Spezialgerät, 2010 siegte er mit dem Team. Insgesamt hat der nach dem Rückzug von Fabian Hambüchen neue deutsche Vorturner bisher sieben EM-Medaillen gewonnen. Im Endkampf will er noch einen gebückten Doppelsalto in die Übung einbauen und den Schwierigkeitsgrad damit auf 6,6 Punkte erhöhen.
Einer seiner schärfsten Rivalen im Finale wird sein Vereinsgefährte Lukas Dauser sein. Nach seinem eigenen Auftritt in der Arena Polivalenta präparierte er für Nguyen das Gerät und demonstrierte den Teamgeist unter Turnern. Zuvor hatte er mit 15,100 Punkten für die erste EM-Note über 15 Zähler überhaupt gesorgt und sich am Ende auf Rang drei glänzend positioniert.
Zudem steht Dauser bereits sicher im Mehrkampf-Finale am Freitag. „Die drei Weltcups haben zuletzt natürlich etwas geschlaucht. Das war nicht ganz leicht. Aber ich habe mich in Kienbaum gut vorbereitet und bin bis auf den einen Fehler am Boden ganz gut durchgekommen“, sagte Dauser. „Jetzt werde ich mich wieder gut vorbereiten, um ohne Fehler durch das Mehrkampf-Finale zu kommen. Aber eine vordere Platzierung wird natürlich ganz schwer“, sagte der 23-Jährige.
Mit 81,398 Punkten lag der Hachinger im Gesamtklassement knapp hinter seinem Trainingsgefährten und Rio-Ersatz-Turner Philipp Herder zurück, der mit einem sauberen Sechskampf auf 81,699 Punkte gekommen war. Auch der Berliner wird somit in den Allround-Endkampf einziehen. Eine ordentliche EM-Premiere feierte der gleichfalls in Berlin trainierende Erfurter Nils Dunkel, der auf 78,749 Zähler kam. Er war für den an der Schulter verletzten Cottbuser Christopher Jursch erst kurzfristig in die EM-Riege gerutscht.
Positiv überraschte der Unterhachinger Debütant Felix Remuta (14,133), der als Elfter das Sprung-Finale nur knapp verpasste. Ein bitteres Ende nahm der Vorkampf für den Chemnitzer Ivan Rittschik, der seine hochwertige Pauschenpferd-Übung gut durchturnte, ehe er beim Abgang stürzte und aus der Wertung fiel.
Cheftrainer Andreas Hirsch war mit seinen Jungs zufrieden, haderte aber mit der Organisation des Wettkampfes durch den Europäischen Turnverband UEG und sprach von „einem Laien-Ensemble“, das nicht den Erwartungen der Turner bei ihrem Saison-Höhepunkt entspreche. Oft fehlende Ergebnisse und längere Wartezeiten hätten den professionellen Ablauf beeinträchtigt, kritisierte Hirsch.