Olympia vor Premiere: Erstmals Frauen in allen Teams

Lausanne (dpa) - Die olympische Bewegung steht vor einer historischen Premiere. IOC-Präsident Jacques Rogge geht fest davon aus, dass bei den Spielen in diesem Sommer in London erstmals alle Teams auch Frauen an den Start schicken werden.

Vielversprechende Gespräche seiner Ringe-Organisation mit Saudi-Arabien stehen kurz vor dem Abschluss. „Ich glaube ganz bestimmt, dass dies so kommen wird. Ich kann es nicht zu 100 Prozent versichern, aber ich bin zuversichtlich, dass saudi-arabische Frauen dabei sein werden“, erklärte der Belgier am Mittwoch in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

„Erstmals in der Olympia-Geschichte würden alle Nationen auch Frauen schicken. Das wäre zweifellos symbolisch eine ganz wichtige Sache“. Der Ölstaat hatte in dieser Woche erneut signalisiert, für Olympia qualifizierte Athletinnen unterstützen zu wollen. Saudi-Arabien, Katar und Brunei waren die einzigen Länder ohne Starterinnen bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Knapp drei Wochen vor der Eröffnungsfeier im Londoner Olympiastadion haben Katar und Brunei bereits erklärt, Athletinnen zu nominieren. Auch die Saudis haben ihr Ja-Wort gegeben. Damit ist Rogge 14 Monate vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit seinem großen Ziel, der olympischen Gleichberechtigung einen erheblichen Schritt, näher gekommen.

„Man kann Menschen nicht dazu zwingen, teilzunehmen, aber man muss die Blockaden und Zäune entfernen, die eine Olympia-Teilnahme erschweren„, sagte Rogge. Bei den Spielen 1984 in Los Angeles lag der Frauen-Anteil nur bei 23 Prozent, 24 Jahre später in Peking waren es bereits 43 Prozent. In London würde die Frauen-Quote auf 45 Prozent steigen. Durch das Olympia-Debüt des Frauen-Boxens wird es auch keine Disziplin mehr ohne weibliche Teilnehmer geben. Nur im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) selbst besteht noch gewaltiger Nachholbedarf in Sachen Gleichberechtigung. Nur 20 der 112 IOC-Mitglieder sind Frauen.

Eine davon, die Muslimin Nawal el Moutawakel, sitzt sogar in der Exekutive. Die marokkanische 400-Meter-Hürden-Olympiasiegerin von 1984 gilt zudem als Kandidatin im Kampf um das IOC-Präsidentenamt 2013. Als derzeitigen Favoriten auf seine Nachfolge sieht Rogge aber den deutschen IOC-Vizepräsidenten Thomas Bach. „Er ist einer, dem wir vertrauen. Für uns ist er der Frontrunner“, sagte Rogge der „Sport Bild„ (Mittwoch). „Thomas Bach sagt zwar, dass die Zeit noch nicht gekommen ist, sich zu erklären, aber ich bin mir sicher, dass er kandidieren wird.“