Perfektes Jahr für Schwanitz: WM-Gold mit Sternchen
Baden-Baden (dpa) - Von der sächsischen Frohnatur konnten sich im Sommer die Fernsehzuschauer ein Bild machen: Christina Schwanitz schoss zwar im ZDF-Sportstudio - lachend und etwas unbeholfen - sechsmal an der Torwand vorbei.
Aber die Kugelstoßerin plauderte nach Lust und Laune - auch über die Anfänge ihrer Liebe zu ihrem Ehemann, der einst per E-Mail mit ihr anbandelte. Einige Monate später ist Schwanitz nicht nur Weltmeisterin, sondern auch „Sportlerin des Jahres“.
Ausgerechnet sie, die sich so oft beklagt hatte, dass ihre Disziplin meist im Abseits stehe: „Die Werfer sind halt da, um die Quote zu halten.“ Das gelang der 29-Jährigen vom LV 90 Erzgebirge, die 2014 erstmals EM-Gold holte, auch bei der WM im August in Peking. Mit 20,37 Metern lag sie im „Vogelnest“ am Ende sieben Zentimeter vor der Chinesin Lijiao Gong.
Danach wusste die extrovertierte Leichtathletin gar nicht, wohin mit ihren Glücksgefühlen: Sie lachte und weinte und juchzte. Und sie jubelte auch beim Diamond-League-Finale in Zürich: Da sicherte sie sich den Gesamtsieg und eine Prämie von insgesamt 50 000 US-Dollar (rund 46 000 Euro), nachdem es zuvor schon für den WM-Titel 60 000 gegeben hatte. Sie ärgere sich, sagte sie später, dass sie sich „jedes Mal verbeugen“ müsse, wenn sie mal anständig bezahlt werde.
Im Gegensatz zum zweifachen Kugelstoß-Weltmeister David Storl, der wie Schwanitz bei Erfolgscoach Sven Lang in Chemnitz trainiert, agiert sie nach dem Motto: Immer frei Schnauze!
Schwanitz hält mit ihrer Meinung selten hinterm Berg. Zum Beispiel zum Thema Doping. Da regte die Kugelstoßerin nach dem Skandal in Russland an, dass dort auch deutsche oder britische Kontrolleure testen sollten. „Wenn es um Doping geht, bin ich der Überzeugung: Jeder Mensch ist käuflich. Die einzige Frage ist nur: ab welcher Summe?“, sagte sie.