Äußerungen von Holczer zum Thema Doping
Berlin (dpa) - Hans-Michael Holczer, von 1999 bis 2008 Chef des Gerolsteiner-Teams, galt als engagierter Anti-Doping-Kämpfer. Nach dem Geständnis seines ehemaligen Angestellten Stefan Schumacher, der in einem Betrugsprozess vor Gericht steht, sind Zweifel an der Aufrichtigkeit Holczers aufgetreten.
Der Geschichts- und Mathematiklehrer beschäftigte in seiner Mannschaft die entlarvten Doper Schumacher, Bernhard Kohl, Davide Rebellin, Levi Leipheimer und Danilo Hondo. Vom langjährigen Medikamentenmissbrauch seiner Angestellten will er nichts gewusst haben. Die Nachrichtenagentur dpa dokumentiert Zitate Holczers zum Thema Doping.
1. Juli 2008, auf der Suche nach einem neuen Sponsor vor dem Start der Tour de France: „Es gibt gute Argumente, das Team Holczer als sauberes Erfolgsmodell mit sehr guter Perspektive zu bewerten. Wir sind eine solide gewachsene Firma mit 60 Arbeitsplätzen, darunter 25 Fahrer, dazu mit einem gesunden Unterbau an jungen Talenten aus der Region.“
21. Juli 2008, vor Schumachers zweitem Etappenerfolg: „Ich wurde in den letzten Tagen oft mit einem gewissen Unterton gefragt, wie unsere Erfolgsserie bei dieser Tour zu erklären ist. Dafür ist zum einen sicher die Veränderung des Radsports verantwortlich, der richtige Schritte in die Glaubwürdigkeit tut. Zudem gibt es für mich nicht ein Promill, das mich an meiner Mannschaft zweifeln lässt.“
September 2008, nach Bekanntwerden der positiven Doping-Analyse Schumachers: „Wir sind alle betrogen worden von diesem Menschen. Ich werde bis zum letzten Cent, den ich besitze, mit allen Konsequenzen und allen Möglichkeiten, die ich habe, versuchen, ihn zivilrechtlich zu verklagen. Ich hatte keinen Verdacht. Ich kapituliere vor dieser kriminellen Energie.“
Juli 2010, Zitat aus Holczers Buch „Garantiert Positiv“: „Ein Profiteam ist ein Unternehmen, das um die 80 Prozent seines Budgets in die körperliche Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter investiert. Die Gewährleistung einer ärztlichen Versorgung halte ich hier für unabdingbar. Freilich ist der Übergang von einer optimalen ärztlichen Betreuung zu den ersten Schritten in die Manipulation schmal, wenn nicht sogar fließend.“
April 2012, nach der Verpflichtung beim russischen Katusha-Team, das nicht den besten Ruf im Anti-Doping-Kampf genießt: „Ich werde Kritiker wie Neider auf den Plan rufen, die sich jetzt das Maul zerreißen, dass sich jetzt der Saubermann seiner weißen Weste entledigt.“
Mai 2012, nach der Rückkehr in den Radsport als Generalmanager bei Katusha: „Wir können es nicht wegkontrollieren. Ich weiß, dass man nicht begreifen kann, dass man so etwas nicht merkt. Ein klares Verhalten gegen Doping ist die einzige Möglichkeit.“