Bardet versöhnt Franzosen - Froome souverän

Saint-Jean-de-Maurienne (dpa) - Etappensieger Romain Bardet verteilte Handküsse ins Publikum und versöhnte die „Grande Nation“ für eine Tour der Enttäuschungen.

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Im Stile von Vortagessieger Simon Geschke sorgte der Youngster auf dem 18. Teilabschnitt unter dem großen Jubel seiner Landsleute für den erst zweiten Tageserfolg der Gastgeber bei der 102. Tour de France. Pierre Rolland als Tageszweiter mit 33 Sekunden Rückstand machte den Feiertag für die Franzosen perfekt.

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„Ich war eigentlich total müde, wollte aber nochmal alles versuchen. Der letzte Kilometer war der längste meiner Karriere. Die Zuschauer haben mich toll unterstützt“, sagte Bardet. Der Mann mit der Zahnspange kletterte nach seinem Triumph nach 186,5 Kilometern als bester Franzose auf Rang zehn des Gesamtklassements.

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Spitzenreiter Chris Froome zählt die Stunden bis Paris. Ihn trennen nur noch 358 Kilometer von seinem zweiten Toursieg nach 2013. Der schmale Brite wehrte auch am Donnerstag alle Angriffe auf seine Spitzenposition routiniert ab. Der Träger des Gelben Trikots ließ trotz heftiger Gegenwehr der Konkurrenz keinen Meter Platz.

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Froome geht weiter mit 3:10 Minuten Vorsprung auf den Kolumbianer Nairo Quintana und 4:09 Minuten auf den spanischen Meister Alejandro Valverde in die drei letzten Etappen. Von vorzeitigen Glückwünschen wollte er noch nichts wissen: „Ich denke ans Vorjahr. Bei meinem Sturz, der mich zur Aufgabe zwang, hat man gesehen, wie schnell hier immer etwas passieren kann.“

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Die Franzosen konnten bei „ihrer“ Tour endlich wieder jubeln: Der 24 Jahre alte Bardet, der einen sicher gelaubten Erfolg in Mende noch so amateurhaft verspielt hatte, machte den zweiten Etappensieg für die Gastgeber nach dem Erfolg von Alexis Vuillermoz perfekt. Bardet hatte sein Solo 35 Kilometer vor dem Ziel gestartet. Die Favoriten mit Froome an der Spitze rollten 3:02 Minuten später über die Ziellinie.

Beim 21,7 Kilometer langen Aufstieg auf den 1924 Meter hohen Col de Glandon, der 60 Kilometer vor dem Ziel begann, überschlugen sich die Ereignisse. Die Froome-Gegner rüsteten zum Großangriff. Zunächst startete Alberto Contador eine Art Verzweiflungsattacke.

Spätestens am Vortag nach seinem Sturz und einem weiteren Zeitverlust zur Spitze hatte er sich von allen Siegträumen und damit von seinem großen Plan des Doubles aus Giro- und Toursieg verabschiedet. Aber kampflos wollte er sich nicht geschlagen geben. „Es war sehr, sehr schwer heute und ich spürte noch die Verletzung. Ich werde versuchen, noch auf das Podium zu fahren“, sagte der fünftplatzierte Spanier.

Nach Contador hatten Quintana und Nibali attackiert - aber Froome blieb cool und immer in Reichweite. Auf der Abfahrt vom Glandon waren wieder alle Topfahrer vereint. Auf der Schlusssteigung zehn Kilometer vor dem Ziel ging der heiße Kampf in den Alpen weiter. Froome blieb aber immer Herr der Lage.

Quintana hat noch zwei Etappen, um am Freitag und vor allem am Samstag beim Aufstieg nach l'Alpe d'Huez am Thron des Briten zu rütteln. Tour-Zweiter war Quintana bereits bei seinem Debüt 2013.

Bereits auf den ersten 15 Kilometern der dritten Alpen-Etappe hatte sich eine hochkarätig besetzte Spitzengruppe von 29 Fahrern gebildet. Deutsche Fahrer fehlten in ihr allerdings.

Simon Geschke erholte sich nach seinem Parforceritt vom Vortag so gut es ging und spielte am Donnerstag keine Rolle. Bei der ganzen Feierei habe er in der Nacht die Augen nicht vor 3.00 Uhr zubekommen, erklärte er am Start. Er erreichte das Ziel 35:51 Minuten nach dem Tagessieger.

Nach dem 18. Tagessieg eines deutschen Fahrers seit 2013 - also 32 Prozent aller Etappen - hatte das Tour-Organ „L'Equipe“ mit einer Mischung aus Bewunderung und Frust an einen Spruch von Gary Lineker aus dem Fußball erinnert: „Und zum Schluss sind es wieder die Deutschen, die gewinnen.“