Belkow gewinnt 9. Giro-Etappe - Wiggins wackelt
Florenz (dpa) - Für die kommende Tour de France hat ihn die Teamleitung als Co-Kapitän in die zweite Reihe beordert. Beim 96. Giro d'Italia manövrierte sich Bradley Wiggins selbst in diese Position.
Nach seinem enttäuschenden Zeitfahren am Samstag ist der Toursieger und Zeitfahr-Olympiasieger aus Kilburn wider Erwarten nicht mehr der heiße Kandidat auf den Gesamtsieg in Italien. Auch am Sonntag auf der vom Russen Maxim Belkow nach 170 Kilometern im Alleingang gewonnenen neunten Etappe hatte er wieder Schwierigkeiten auf einer regennassen Abfahrt.
Vor dem Start der Etappe, die in der kommenden WM-Stadt Florenz endete, versuchte sich Wiggins in „Eurosport“ in vorsichtigem Optimismus. „Es bleibt spannend die kommenden zwei Wochen - wir sind weiter im Rennen“, sagte der Brite mit einem süffisanten Lächeln um den Mund.
Nach dem neunten Tagesabschnitt rangiert Wiggins weiter auf Rang vier mit 1:16 Minuten Rückstand auf Lokal-Matador Vincenzo Nibali. Die ganz großen Giro-Tage des Spitzenreiters aus Sizilien sollen noch kommen, wenn es in der letzten Woche in die Dolomiten geht. Etappenzweiter mit 44 Sekunden Rückstand wurde der Kolumbianer Carlos Betancur. Vorjahres-Gesamtsieger Ryder Hesjedal aus Kanada verlor auf dem schweren Parcours auf den Tagessieger 2:04 Minuten.
Wiggins hatte auch am Sonntag Probleme auf der regennassen Abfahrt vom Vetta le Croci und musste zwischenzeitlich unter großen Mühen einen Minuten-Rückstand auf die Nibali-Gruppe zufahren. Die komplette Sky-Mannschaft half ihm dabei. Das Ziel erreichte er zeitgleich mit Nibali und dem Zweitplatzierten im Gesamtklassement, Cadel Evans (Australien).
Wiggins tröstet sich derweil mit vagen Hoffnungen für die kommenden Tage. Der Vorzeigeathlet des Kommunikations-Unternehmens Sky äußert sich in Italien vor Journalisten aber kaum. Auch nach dem enttäuschenden Platz zwei nach einem Defekt im 54,8 Kilometer langen Zeitfahren am Samstag von Gabicce Mare nach Saltara hinter dem Überraschungssieger Alex Dowsett von Movistar blieb der Sky-Kapitän Wiggins vorerst stumm.
Sky-Teamsprecher Rod Ellingworth versuchte das Missgeschick am Samstag zu erklären: „Bradley hatte sich einen Platten im Vorderreifen eingefangen. Der Wechsel der Maschine hat seine Konzentration und Rhythmus zerstört. Wir gehen die Sache jetzt von Tag zu Tag an. Es gibt noch ein Zeitfahren und viele Etappen“.
In der ersten Giro-Woche hatte Wiggins durch Stürze und Defekte bereits 1:41 Minuten verloren - und das Einzelzeitfahren brachte nicht die große Wende zum Guten. Der erste Giro-Ruhetag an diesem Montag nützt dem 33-Jährigen vielleicht zu Besinnung.
In der Gesamtwertung steht nun Nibali an der Spitze - zum zweiten Mal nach 2010 hatte er sich nach seinem überraschenden vierten Rang im Zeitfahren das Rosa Trikot geholt.