Bis zum Martin-Sturz: 3 deutsche Siege und 2 Trikots

Le Havre (dpa) - Bis ein Kilometer vor dem Ziel in Le Havre war es zweifelsohne die Tour der Deutschen. Die Franzosen schütteln schon den Kopf. „Wie machen die Deutschen das bloß?“, fragte sich die „Grande Nation“.

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Drei Etappensiege in fünf Tagen, dazu das Gelbe und Grüne Trikot, während Frankreich weiter darauf wartet, dass mal ein einheimischer Fahrer für einen Erfolg sorgt. Schließlich ist die Tour mit 41 französischen und nur zehn deutschen Radprofis gestartet worden - von denen nun aber ausgerechnet dem Gesamtführenden Tony Martin nach seinem Sturz auf der sechsten Etappe am Donnerstag das Aus droht - eine Zwischenbilanz der Deutschen Presse-Agentur.

ETAPPENSIEGE: André Greipel gewann die Sprints in Zeeland und Amiens und tritt damit an die Stelle seines deutschen Rivalen Marcel Kittel, der in den vergangenen beiden Jahren achtmal triumphierte und diesmal wegen Formschwäche zuschauen muss. Die gleiche Anzahl an Siegen hat nun auch Greipel auf dem Konto. Der gebürtige Rostocker hat sich stetig weiterentwickelt und erweist sich inzwischen als cleverer Sprinter. Auch in der Außendarstellung ist er lockerer geworden. Der Formaufbau passte, aktuell scheint er der Schnellste im Feld zu sein. In der derzeitigen Verfassung ist ihm auch das Grüne Trikot zuzutrauen, das er aktuell trägt. Im Verlauf der Tour sind weitere deutsche Tagessiege möglich, nicht nur durch Greipel. John Degenkolb könnte auf einer mittelschweren Etappe noch zum Zug kommen und auch Tony Martin ist - oder war - jederzeit für einen erfolgreichen Ausreißversuch bei dieser Tour gut. Im vergangenen Jahr hatte es sieben deutsche Tagessiege gegeben, was Rekord war. Eine sicher nicht unerreichbare Marke für 2015.

GELBES TRIKOT: Ein Deutscher im Gelben Trikot gehört inzwischen fast schon zum guten Ton der Tour dazu. 2013 und 2014 war es Kittel, der jeweils einmal vorn lag. In diesem Jahr glückte Martin erstmals der Sprung an die Spitze. Für den dreimaligen Zeitfahr-Weltmeister könnte die Fahrt in Gelb aber vorbei sein: Verdacht auf Schlüsselbeinbruch nach seinem Sturz in Le Havre.

DEUTSCHE TEAMS: Erstmals seit 2008 sind wieder zwei deutsche Teams dabei. Tourchef Christian Prudhomme legt allein schon aus Marketing-Gründen großen Wert darauf, dass Deutschland wieder stark vertreten ist. So erhielt neben der ohnehin gesetzten Mannschaft Giant-Alpecin der zweitklassige Rennstall Bora-Argon (vorher NetApp) zum zweiten Mal in Folge eine Wildcard. Sportlich konnten beide Mannschaften aber noch nicht die großen Akzente setzen.

MEDIEN: Nach drei Jahren Sendepause ist die ARD wieder mit dabei. Die deutschen Erfolge haben sich aber noch nicht auf die Quote ausgewirkt. Die Fahrt von Tony Martin ins Gelbe Trikot lockte am Dienstagnachmittag 1,06 Millionen Radsportfans vor die Bildschirme. Der Marktanteil blieb mit 9,3 Prozent wie an den Vortagen unter der Zehn-Prozent-Marke. Für die ARD ist die Rückkehr erstmal eine zweijährige Testphase. Ohnehin scheinen die deutschen Medien dem Radsport noch nicht zu trauen, nur eine Handvoll Zeitungen sind in Frankreich vor Ort vertreten.

ABSTECHER: Die Tour de France wird in naher Zukunft wohl auch wieder durch Deutschland rollen. Mehrere Städte haben sich bei der Tour-Organisation ASO um die Austragung von Etappen als Start- oder Zielort beworben. Münster und Städte aus dem Saarland wie etwa St. Wendel sollen interessiert sein. Letztmals waren im Jahr 2005 deutsche Städte Etappenorte der Tour, als die siebte Etappe in Karlsruhe endete und das achte Teilstück in Pforzheim begann. Im Oktober wird die Strecke für 2016 vorgestellt.