Björn Thurau auf den Spuren von Vater Didi
Valkenburg (dpa) - Irgendwann sind bei Björn Thurau dann doch „die Lichter ausgegangen“. Völlig entkräftet und mit eingefallenem Gesicht stand der 23-Jährige im Ziel des Amstel Gold Race am Teambus, bei seinem ersten WorldTour-Rennen war der Jungprofi zuvor in Valkenburg als 111. angekommen.
Aber das Resultat und die 7:33 Minuten Rückstand auf Sieger Enrico Gasparotto interessierten ihn eigentlich nicht. „Ich bin zufrieden, dass ich angekommen bin“, sagte Thurau im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Für ihn geht es vor allem darum, Erfahrung im Elitebereich zu sammeln - um irgendwann mehr zu sein als „nur“ der Sohn von Radsportlegende Dietrich Didi Thurau.
Der Name ist in Deutschland ebenso groß wie die sprichwörtlichen Fußstapfen, in die Björn irgendwann vielleicht treten will. In seiner Entwicklung ist der Junior freilich noch am Anfang. „Ich habe viel gelernt“, sagte er nach dem strapaziösen Auf und Ab über 256,5 Kilometer durch die niederländische Region Limburg. Lange hatte er als Helfer für seinen Kapitän Thomas Voeckler geackert. Erst im Finale mit den vielen kurzen, aber dicht aufeinanderfolgenden giftigen Anstiegen verließen den gebürtigen Frankfurter die Kräfte.
In Zukunft soll das nicht mehr passieren. „Ich werde aber noch drei, vier Jahre brauchen, um bei diesen Rennen eine gute Rolle zu spielen“, sagte Thurau, der seit Jahresbeginn für das französische Team Europcar fährt. Grundsätzlich glaubt er, dass ihm die schweren Ardennen-Klassiker liegen, auch wenn er als groß gewachsener Fahrer von der Statur her nicht prädestiniert ist für Klettereien. „Ich bin sicher keiner für das Hochgebirge, aber über die Hügel komme ich mit Kraft gut rüber“, meinte Thurau junior.
Vor 23 Jahren war das auch Vater Didi gelungen, als dieser einige Kilometer von Valkenburg entfernt Lüttich-Bastogne-Lüttich gewann. Das gelang danach keinem Deutschen mehr. Am 22. April steht der älteste Klassiker wieder auf dem Programm, aber dann wird sich Björn nicht mit seinem Vater messen müssen. Er ist nicht nominiert. „Amstel hat mir aber auch erst einmal gereicht zum Lernen“, sagte er.
Der Name Thurau schürt Erwartungen. „Aber dafür kann ich mir nichts kaufen“, sagte Björn. „Ich muss meinen eigenen Weg gehen.“ Didi Thurau ist noch heute unter anderem wegen seiner 15 Tage im Gelben Trikot der Tour de France 1977 bekannt. Einige Skandale, etwa der unrühmliche Tour-Ausschluss 1987, zeichneten von dem Strahle- und Lebemann aber auch ein anderes Bild. Seinen talentierten Sohn nahm er schon in frühen Jahren zu Lernzwecken mit auf Hochgebirgstouren.
Aus der Lernphase ist Fabian Wegmann indes längst heraus. Der 31 Jahre alte Freiburger wird auch bei den letzten beiden Klassikern des Frühjahrs am Start stehen. Sein achter Platz beim Amstel Gold Race dürfte ihm einen Schub geben. „Das ist mein bestes Ergebnis hier“, sagte Wegmann, der 2012 zum US-Team Garmin-Barracuda gewechselt war. „Vielleicht hat noch ein bisschen mehr Selbstvertrauen gefehlt, um noch weiter vorne anzukommen.“ Am 18. April steht der Flèche Wallone an. „Da werde ich es auf jeden Fall noch mal probieren.“