Tour de France Der Radsport kämpft in Düsseldorf auch um Akzeptanz

Bürgermeister Geisel glaubt, das Spektakel finanzieren zu können. Jan Ullrichs Fall hat den Sport in Misskredit gebracht.

Bekennender Radsportfan: Oberbürgermeister Thomas Geisel

Foto: Monika Skolimowska

Düsseldorf. Wo Doping eine Rolle spielt, wird es mit der Akzeptanz schwierig. Das hat auch Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel gemerkt, der vor allem in der Frage der Finanzierung des Grand Départ 2017 in Düsseldorf früh unter Druck geraten ist. Der Düsseldorfer Stadtrat hatte das Tourpaket am 6. November nur mit 40:39-Stimmen verabschiedet, es war ein heikler Kampf. Sechs Millionen Euro an Kosten sollen etwa an der Stadt Düsseldorf hängen bleiben, Geisel ist zuversichtlich, das schultern zu können.

„In den Vereinbarungen zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem Tour-Veranstalter sind Regelungen vereinbart worden, die attraktive Grand Départ-Sponsoringpakete für die örtliche Wirtschaft ermöglichen“, sagte er am Dienstag. Ob die Sponsoren die Begeisterung des OB teilen, wird sich herausstellen müssen. Andere deutsche Städte hatten Abstand von einer Bewerbung genommen, auch London, das bereits 2005 Ausrichter eines umjubelten Tourstarts vor einem Millionenpublikum war, schienen die Rechnungen mit Imagegewinn und auch messbareren Größen zu riskant. Die britische Hauptstadt verzichtete für 2017.

In Deutschland rollte die berühmteste aller Radrundfahrten zum bislang letzten Mal 2005 in den Etappenorten Karlsruhe und Pforzheim vorbei. Im darauffolgenden Jahr war der einzige deutsche Toursieger Jan Ullrich zum Start in Straßburg als mutmaßlicher Doper enttarnt worden — damit war das Thema Profiradsport in der Beliebtheits-Skala hierzulande dramatisch abgestürzt. In den Folgejahren wurde der Radsport vornehmlich als Problem-Branche wahrgenommen und hatte speziell in Deutschland wegen der ständigen Doping-Affären einen schweren Stand. Tour-Chef Christian Prudhomme verglich das Auf und Ab der Radsportbegeisterung in Deutschland mit einer „verrückten Liebe“, die durch Ullrichs Fall schwer enttäuscht wurde.

Jetzt habe eine neue Ära begonnen. Prudhomme ist sehr daran gelegen, den deutschen Markt zurückzuerobern, auch deshalb wird er Düsseldorfs Bewerbung tatkräftig unterstützt haben. Nicht zuletzt das öffentliche und wohl auch glaubhafte Einstehen der deutschen Topprofis Martin, Kittel, John Degenkolb — er twitterte am Dienstag „Germany is back in the game!“ — und André Greipel für einen sauberen Sport sorgten für ein vorsichtiges Umdenken. Inzwischen herrscht wieder größere Akzeptanz, aber das Sterben der Rennen in Deutschland — zuletzt blieb die Bayern-Rundfahrt wegen finanzieller Schwierigkeiten auf der Strecke — geht weiter.

Mit dabei wird 2017 wohl auch die ARD sein, die im vergangenen Jahr mit einigen Livezeiten nach zuvor jahrelanger Abstinenz übertragen hatte — immer unter Androhung, bei neuen Dopingexzessen wieder auszusteigen. Eurosport überträgt ohnehin unvermindert. Und erleichtert so die Akzeptanz in Düsseldorf. kup/dpa