Tour de France Düsseldorf als Radsport-Mekka: Team Stölting will dabei sein
Im Alten Kesselhaus stellt sich eine neue deutsche Profi-Mannschaft vor: Mit Ciolek, Gerdemann, wenig Geld und großen Zielen.
Düsseldorf. Bisweilen kann es schnell gehen: Plötzlich ist Düsseldorf Radsport-Hauptstadt der Republik. 2017 startet hier die Tour de France, seither rast Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel in der Landeshauptstadt von Termin zu Termin. Denn das eigene Kind will gepflegt werden: Geisel hat viel investiert in die Übereinkunft mit Tour-Veranstalter ASO. Und: Sponsoren müssen auch noch her, um die immensen Kosten zu drücken.
Am Donnerstag machte der OB deshalb Station im Alten Kesselhaus in Düsseldorf. Unter reichlich Brimborium stellte sich dort das neue Pro-Continental Team Stölting vor, das seit 2011 existiert: Ein aus Gelsenkirchen stammendes deutsches Gefüge mit prominenten Fahrern wie Gerald Ciolek (29), Linus Gerdemann (33) und Fabian Wegmann (35), dazu Talente wie zum Beispiel Lennard Kämna, einigen Dänen — und ein Italiener. Radsport-Größen, die man kennt, von denen aber auch einige in die Jahre gekommen sind. Wie Geisel sucht auch das Team Stölting Sponsoren. Und das lässt sich derzeit nirgends besser machen als in der Stadt, in der die Tour 2017 startet. Die Aufmerksamkeit für Radsport ist dort gestiegen.
Gestiegen ist auch der Anteil an Geld, den Hans Mosbacher in seine Radprofis investiert. Der CEO der Stölting Service Group hat bewegte Zeiten hinter sich, als Ende 2015 plötzlich Partner Cult Energy aus Dänemark ausstieg. Das Team, das den Service-Dienstleister aus Gelsenkirchen mit 6000 Mitarbeitern und 100 Millionen Euro Jahresumsatz bekannter machen soll, stand vor dem Aus. Aber es kam anders: Das Unternehmen stemmt die Belastung UCI Pro Continental Klasse jetzt allein, ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag ist notwendig, um in dieser zweithöchsten Profi-Klasse im Radsport dabei sein zu können.
Der Grat ist schmal: Mit dünnem Etat will man nun eine Perspektive herausfahren, die da lautet: Mit Erfolgen laut sein, neue Sponsoren anlocken - und im nächsten Jahr bei der Tour mit in Düsseldorf an den Start gehen. Motto: Nur wer Ziele hat, kann Besonderes schaffen. „So wie sie sich hier präsentieren“, sagte am Donnerstag Düsseldorfs Sportdezernent Burkhard Hintzsche, „wollen sie es schaffen. Das ist durchaus ambitioniert.“
Es wird schwierig, die Plattform Düsseldorf mit der Tour de France für den Ausbau der Markenbekanntschaft nutzen zu können. „Wir brauchen ein noch besseres Team“, sagte Donnerstag Teamchef Jochen Hahn. Rund zehn Millionen Euro Etat braucht ein Starter auf der World Tour, der ersten Liga des Radsports. 18 Teams sind dort dabei. Momentan aber arbeiten der Radsport-Weltverband UCI und die ASO als Tourveranstalter nicht zusammen. Heißt: Teams wie Stölting dürfen sich Hoffnungen machen, einen anderen Weg zum Tourstart gehen zu können. „Allerdings geht man davon aus, dass UCI und ASO wieder zusammenfinden. Dann bleiben vier Wildcards übrig. Und dann würde es schwer werden für uns“, sagt Hahn. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Jetzt greifen sie erstmal an. Ein Jahr vor Düsseldorf 2017. Wenn nicht jetzt, wann dann?