Erfolgreich und umstritten Ex-Toursieger Alberto Contador sagt „adiós“
Madrid (dpa) - Sein Bergsprint war berüchtigt, sein Dopingfall mysteriös und sein Ruf seit jeher umstritten: Alberto Contador hat die Radsport-Welt mehr als ein Jahrzehnt lang in zwei Lager getrennt.
Nun setzt der kleine Madrilene einen Schlussstrich unter seine überaus erfolgreiche Karriere.
Mit dem Ende der Spanien-Rundfahrt am 10. September tritt der zweimalige Tour-de-France-Champion von der großen Bühne ab. Es ist ein Abschied „ohne Traurigkeit“, wie der 34-Jährige betonte.
„Ich möchte über zwei Dinge informieren. Erstens werde ich die Vuelta ab dem 19. August fahren. Und zweitens wird es das letzte Rennen meiner Profikarriere sein“, sagte Contador in einem Instagram-Video. Er habe sich diese Entscheidung wohl überlegt. Unter dem Eindruck seiner mäßigen Vorstellung bei der Tour mit dem neunten Platz war es wohl der logische Schritt. Aus dem einstigen „Pistolero“, der die steilsten Rampen mit spielerischer Leichtigkeit hinaufgeflogen war, ist längst ein gewöhnlicher Radprofi geworden - mit Schwächen und natürlichen Leistungsgrenzen.
Das war nicht immer so. 2007 lieferte sich Contador famose Bergsprints gegen den Dänen Michael Rasmussen. Nachdem sein Gegenspieler wegen falscher Angaben über die Trainingsorte im Gelben Trikot aus dem Rennen genommen worden war, fiel Contador der erste Toursieg in den Schoß. Doch der Verdacht fuhr beim Kletterkönig stets mit. Auch weil sein Name erst in den Unterlagen der Operación Puerto 2006 vermerkt war, später dann aber wieder gelöscht wurde.
Contador beteuerte stets seine Unschuld und dominierte fortan den Radsport. Nicht einmal die zwischenzeitliche Rückkehr von Lance Armstrong vermochten daran etwas zu ändern. Zweimal gewann Contador die Tour, zweimal den Giro d'Italia, dreimal die Vuelta. Damit liegt er auf dem vierten Platz hinter den Radsport-Größen Eddy Merckx (11 Siege), Bernard Hinault (10) und Jacques Anquetil (8). Experten zweifelten Contadors Leistungen als menschlich unmöglich an, nachzuweisen war dem Spanier aber nichts.
Erst ein verfeinertes Testverfahren im Anti-Doping-Labor in Köln brachte Contador 2010 zu Fall. Die Winzigkeit von 50 Pikogramm der verbotenen Substanz Clenbuterol wurden dem Radstar in einer Probe von der Tour de France nachgewiesen. Contador versuchte den Dopingverdacht mit dem Verzehr eines kontaminierten Stück Rindfleischs zu erklären. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte für die positive Probe auch eine mögliche Eigenbluttransfusion als Erklärung in Betracht gezogen. Der spanische Nationalheld ging bis zum Internationalen Sportgerichtshof - ohne Erfolg.
Im Februar 2012 wurde Contador rückwirkend für zwei Jahre gesperrt. Seine Erfolge in dieser Zeit wurden allesamt gestrichen. Neben seinem Toursieg 2010 musste Contador auch den Giro-Triumph 2011 wieder hergeben. Danach konnte das Leichtgewicht bei der Tour nie mehr an seine großen Leistungen anknüpfen. Nicht einmal ein Etappensieg war ihm noch vergönnt.
Während der Tour war noch über die Verlängerung seines Vertrages um ein Jahr beim Team Trek-Segafredo, für das auch John Degenkolb fährt, diskutiert worden. An einen großen Sieg glaubt Contador aber wohl nicht mehr. So geht er ein letztes Mal bei einer Rundfahrt an den Start. Natürlich daheim in Spanien, wo seine Leistungen nie in Zweifel gezogen worden waren. „Ich bin sicher, dass es drei großartige Wochen werden“, sagte Contador.