Kronzeuge Jaksche: „Gab bei der UCI einen Promi-Bonus“

Kitzbühel (dpa) - Jörg Jaksche glaubt Lance Armstrong. Der Ex-Radprofi kann die Vorwürfe des einstigen Seriensiegers aus Texas an die Adresse des früheren Weltverbandschefs Hein Verbruggen (72) nachvollziehen.

„Ich glaube ihm“, sagte Jaksche, nachdem Armstrong den Niederländer der Komplizenschaft beim Vertuschen von positiven Doping-Proben vor seinem ersten Tour de France-Sieg 1999 beschuldigt hatte.

„Es gab einen Promi-Bonus bei der UCI, die bestimmte Leute schützte“, erklärte Jaksche, der sich 2007 der Justiz und dem Weltverband UCI als Doping-Kronzeuge zur Verfügung gestellt hatte. Nach seinem Geständnis fand er aber langfristig keinen neuen Arbeitgeber mehr und trat 2008 im Alter von 32 Jahren zurück. Es habe bei der UCI eine Form der „Nicht-Transparenz“ gegeben, „man wusste nicht, für was die stehen“, sagte Jaksche der Nachrichtenagentur dpa.

Bei seinem Doping-Geständnis am UCI-Sitz in Aigle/Schweiz habe er sich vor sechs Jahren alles andere als willkommen gefühlt. „Die haben so getan, als habe ich ihnen in die Suppe gespuckt.“

Der kritische Ex-Profi, der in einem BWL-Studium in Innsbruck auf einen Master-Abschluss zusteuert, berichtete von morgendlichen Blutkontrollen während der Tour de France in den Fahrer-Hotels. Dort seien „bestimmte Fahrer erheblich verspätet“ erschienen. „Das hat keiner moniert“.

Jaksche sieht den Radsport nach der Abwahl des Verbruggen-Nachfolgers Pat McQuaid an der UCI-Spitze auf dem Weg aus der Krise. „Die Richtung stimmt“, sagte der ehemalige Telekom-Profi, der sich eine Mitarbeit im Dachverband unter dem neuen Präsidenten Brian Cookson aber nicht vorstellen könnte: „Das passt irgendwie als Ex-Doper nicht“.

Das ins Kreuzfeuer geratene IOC-Ehrenmitglied Verbruggen war auch von den Ex-Profis Edwig van Hooydonck und Peter Stevenhaagen attackiert worden. Sie berichteten in der niederländischen Zeitung AD von Verbruggen-Drohungen. „Ich entscheide, wer positiv ist“, soll der frühere UCI-Präsident erklärt und die Warnung vor einer EPO-Epidemie im Fahrerfeld durch den zweifachen Flandern-Rundfahrt-Sieger van Hooydonck „übertrieben““ genannt haben.

„Ich kann Fahrer groß werden lassen oder sie zerbrechen“, soll Verbruggen laut Stevenhaagen erklärt haben. Zuvor hatte sich der ehemalige PDM-Profi in den 90er Jahren kritisch über UCI-Funktionäre geäußert.