Martin in der Schweiz weiter in Gelb
Sarnen (dpa) - Die Tour de France kann kommen - die Form stimmt bei Tony Martin. Der dreifache Zeitfahrweltmeister hatte sich gleich zum Auftakt der 78. Tour de Suisse mit einem Sieg in seiner Spezial-Disziplin das Gelbe Trikot geholt und es am Sonntag fast mühelos verteidigt.
Martin hatte am Samstag ein technisch anspruchsvolles Zeitfahren in Bellinzona nach 9,4 Kilometer mit sechs Sekunden Vorsprung vor dem Niederländer Tom Dumoulin gewonnen und die Führung übernommen. Im Ziel der zweiten Etappe reichte ihm am Sonntag nach 182 Kilometern in Sarnen ein Platz im Hauptfeld, um seine Führung zu verteidigen. Den Tagessieg bei der Tour über den St. Gotthard und den Furka-Pass sicherte sich der Australier Cameron Meyer als schnellster einer dreiköpfigen Ausreißergruppe.
„Das war der schwerste Prolog meiner Karriere. Ich hatte den Sieg nicht unbedingt erwartet, aber ich hatte eine nahezu perfekte Fahrt. In meiner Wahlheimat das Trikot zu holen und mit so einem Auftakt zu starten ist sensationell“, sagte Martin, der sich knapp drei Wochen vor dem Tourstart am 5. Juli in Leeds/England seiner Topform nähert.
Der vierfache Zeitfahrweltmeister Fabian Cancellara aus der Schweiz hatte auf Martin 16 Sekunden verloren und fuhr auf Rang vier. Allerdings ging der Lokalmatador leicht gehandicapt an den Start, weil er in der Vorbereitung in der vergangenen Woche gestürzt war und sich Schürfwunden zugezogen hatte. Der von seinem britischen Sky-Team für die kommende Tour ausgebootete Olympiasieger Bradley Wiggins enttäuschte und landete mit 32 Sekunden Rückstand nur auf Rang 14.
Martin spekuliert bei der Tour-Generalprobe in der Schweiz trotz seines Superstarts wohl weniger auf den Gesamtsieg. Sein großes Augenmerk liegt zunächst auf dem 24,7 Kilometer langen Zeitfahren am Freitag in Worb.
Beim Saisonhöhepunkt in Frankreich muss der 29 Jahre alte Wahlschweizer wieder einen komplizierten Spagat hinbekommen. Er wird im Team gebraucht als Unterstützer des Topsprinters Mark Cavendish. Andererseits hat er eigene Ambitionen beim einzigen Kampf gegen die Uhr am vorletzten Tourtag in Bergerac über die Marathon-Distanz von 54 Kilometer.