Martin mehr als Geheimtipp bei Ardennen-Klassiker

Lüttich (dpa) - Der Topfavorit heißt Philippe Gilbert und träumt vom Hattrick. Doch der deutsche Radprofi Tony Martin ist zum Abschluss der Ardennenwoche am Ostersonntag bei Lüttich-Bastogne-Lüttich mehr als ein Geheimtipp.

„Wir sind in einer Position, Radrennen zu fahren, um die auch zu gewinnen. Tony ist auf einem guten Weg, da ist Lüttich nur die logische Konsequenz“, umschrieb sein HTC-Highroad-Teamchef Rolf Aldag diplomatisch die Möglichkeiten des diesjährigen Siegers von Paris-Nizza.

„Mein Ziel ist es, in die Top 10 zu fahren. Ich habe keinen Druck vom Team und Eintagesrennen liegen mir normalerweise auch nicht zu 100 Prozent. Allerdings mag ich die Ardennen-Rennen und würde irgendwann gerne Lüttich-Bastogne-Lüttich gewinnen wollen“, sagte Martin der Nachrichtenagentur dpa und blieb dabei gewohnt zurückhaltend. Große Worte sind nicht die Stärke des ehemaligen Polizeibeamten aus Eschborn mit Wohnsitz in der Schweiz.

Auf jeden Fall hätte Martin, dessen große Stunde 2011 bei der am 2. Juli beginnenden Tour de France schlagen soll, das Zeug dazu, beim ältesten Klassiker der Radsportgeschichte (erste Austragung 1892) ganz vorn zu landen. Der gebürtige Thüringer, eigentlich Zeitfahr-Spezialist, ist auch als Kletterer akzeptiert und seine aktuelle Form spricht für ihn. „Am Sonntag wird es für weiter vorne reichen. Die Motivation stimmt und die Beine sind auch gut.“

Bei der Baskenland-Rundfahrt konzentrierte er sich nach seinem Erfolg von Nizza nur auf das Zeitfahren - und gewann es prompt. Den Gesamtsieg sicherte sich Altmeister Andreas Klöden, mit dem sich Martin im Juli ein Duell um die deutsche Tour-Vorherrschaft liefern dürfte.

Acht der zehn klassifizierten Anstiege bei der Achterbahnfahrt am Sonntag in Belgien liegen auf den letzten 100 der insgesamt 255,5 Kilometer langen Strecke. Das Terrain müsste Martin liegen, dem bei der Tour 2009 auf dem legendären Mont Ventoux nur drei Sekunden zum Sieg hinter dem Spanier Juan-Manuel Garate fehlten.

Neben Gilbert, der nach den eindrucksvollen Siegen beim Amstel Gold Race und beim Flèche Wallone bei seinem Heimspiel das Triple anstrebt, muss Martin wahrscheinlich vor allem auf den Vorjahressieger Alexander Winokurow achten. Mit Rang vier beim Flèche hatte der Kasache seine aktuell starke Verfassung unterstrichen. Der verurteilte Doper Davide Rebellin aus Italien war 2004 der letzte Profi, der den Dreifach-Sieg in den Ardennen schaffte.

Nach Lüttich-Bastogne-Lüttich legt Martin nach einem starken Frühjahr, das Hoffnungen auf einen superstarken Juli macht, eine Pause ein. Über die direkte Tour-Vorbereitung ist sich die Teamleitung um Aldag noch nicht im Klaren. „Nach Lüttich werden wir entscheiden. Entweder fährt er die Tour de Romandie, die Bayern-Rundfahrt und die Tour de Suisse oder Romandie und Dauphiné Libére“, kündigte Aldag an.