Medien: Armstrong will Geständnis abgeben
Boston (dpa) - Was treibt Lance Armstrong zu einer möglichen Dopingbeichte? Eine für ihn sinnvolle Reduzierung seiner lebenslangen Sperre kann es kaum sein, eher der Wunsch nach einer dringend nötigen Image-Korrektur.
Das lebenslängliche Fahrverbot seines einstigen Team-Kollegen Tyler Hamilton, dem Kronzeugen der amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA, war nach dessen Geständnis auf acht Jahre verringert worden. In einem vergleichbaren Fall wäre Armstrong 50, wenn er wieder in Triathlon-Wettbewerben antreten könnte. Dennoch verdichten sich die Anzeichen, dass die gefallene Rad-Ikone auspackt - wenn auch nur dosiert und nach intensiver juristischer Vorbereitung im Vorfeld.
Wie die „USA Today“ unter Berufung auf eine anonyme Quelle schrieb, plant Armstrong kommende Woche bei seinem Interview mit Star-Moderatorin Oprah Winfrey ein Doping-Geständnis abzugeben. Eine detaillierte Beschreibung des Doping-Systems, das angeblich auch unter gütiger Mithilfe des Weltverbandes UCI zu installieren war, ist wohl nicht zu erwarten. Lediglich zurückhaltende Bestätigungen der im Detail längst bekannten USADA-Anklageschrift wären eher langweilig. Das Gespräch soll in Armstrongs Haus in Austin/Texas aufgezeichnet und am Donnerstag im amerikanischen TV-Sender OWN ausgestrahlt werden.
Die Fragen stellt die US-Star-Talkerin Oprah Winfrey, der die Wohlfühl-Atmosphäre ihrer Gäste bekanntermaßen sehr am Herzen liegt. Sicherheitshalber hat der kritische britische Journalist und Buchautor David Walsh am Sonntag zehn Fragen veröffentlicht, die unbedingt gestellt werden sollten. Der Autor des Buches „L.A. Confidential“ von 2004, in dem Armstrong Doping vorgeworfen wurde, würde zum Beispiel wissen wollen, ob der Ex-Profi vorhat, seine eingestrichenen Preisgelder zwischen 1999 und 2010 zurückzuzahlen.
Walshs Zeitung „Sunday Times“ klagt gegen Armstrong auf die Rückzahlung von 1,5 Millionen Dollar, die der Verlag zahlen musste, weil er Armstrong angeblich zu Unrecht des Dopings verdächtigt hatte. In der vergangenen Woche hatte der Londoner „Guardian“ bereits Fragen angeregt, darunter auch nicht ganz ernst gemeinte, zum Beispiel, ob er ein Trauma vom Tod seines Hundes davongetragen hätte.
In dem Artikel der „USA Today“ heißt es, der 41-Jährige habe vor, die Einnahme leistungssteigernder Mittel zuzugeben. Bereits in der vergangenen Woche hatte die „New York Times“ berichtet, der Texaner erwäge ein Geständnis. Bislang hatte Armstrong vehement Doping bestritten.
Die USADA konnte ihm jedoch aufgrund von Zeugenaussagen ehemaliger Team-Kollegen und zahlreicher Indizien nachweisen, illegale Substanzen genommen und vertrieben zu haben. Der Amerikaner verlor daraufhin seine sieben Tour-de-France-Titel und wurde lebenslang gesperrt. Seine Vertreter, darunter Anwalt Tim Herman, kommentierten den Bericht der „USA Today“ zunächst nicht.
Auch die jetzt erwartete, nicht allumfassende und mit seinen Rechtsvertretern abgestimmte öffentliche Beichte dürfte juristische Folgen haben: Armstrong hatte in früheren Verhandlungen unter Eid ausgesagt, niemals gedopt zu haben. Neben der Klage der „Sunday Times“ hat ein Versicherungsunternehmen den Texaner auf Rückzahlung von 7,5 Millionen Dollar verklagt, die in einem vorangegangenen Rechtsstreit nach seinem siebten Toursieg 2005 an Armstrong gezahlt werden mussten. Diese Forderungen könnten allerdings verjährt sein. Zudem droht dem einstigen Seriensieger durch die Aussagen seines früheren Teamkollegen Floyd Landis ein möglicher weiterer Prozess.
Laut einem Bericht der CBS-Fernsehsendung „60 Minutes Sports“ hatte sich Armstrong jüngst mit USADA-Chef Travis Tygart getroffen, um einen „Weg zur Erlösung“ auszuloten. Tygart kommentierte dies nicht.