Nibali in Rosa: Giro-Gesamtsieg fast perfekt
Sant'Anna di Vinadio (dpa) - Vincenzo Nibali hat am vorletzten Tag des 99. Giro d'Italia mit einer bravourösen Attacke das Rosa Trikot an sich gerissen und den zweiten Gesamtsieg nach 2013 nahezu perfekt gemacht.
Der italienische Radprofi erreichte auf der vorletzten Etappe über 134 Kilometer von Guillestre nach Sant'Anna di Vinadio 1:36 Minuten vor dem bisherigen Gesamtersten Esteban Chaves das Ziel und liegt nun im Klassement 52 Sekunden vor dem Kolumbianer. Auf der Schlussetappe am Sonntag nach Turin, die traditionell eine Angelegenheit der Sprinter sein dürfte, ist sein Erfolg kaum mehr in Gefahr.
Den Tagessieg holte sich nach drei Bergwertungen der ersten und einem Anstieg der dritten Kategorie der Este Rein Taaramäe mit einem Vorsprung von 52 Sekunden vor dem kolumbianischen Mitausreißer Darwin Atapuma.
Im Kampf um den Gesamtsieg attackierte Nibali am vorletzten Anstieg und fuhr Chaves sowie allen weiteren Rivalen im Gesamtklassement untem dem Jubel seiner Landsleute wie entfesselt davon. Damit wechselte erneut die Führung im Gesamtkassement, nachdem Chaves am Vortag noch von dem spektakulären Sturz des bis dato führenden Niederländers Steven Kruijswijk profitiert hatte.
„Ich habe lange Zeit mit dem Angriff gewartet. Ich habe mich gut gefühlt und wusste, dass ich es schaffen kann. Auf der vorletzten Etappe das Rosa Trikot zu holen, ist eine schöne Sache“, sagte Nibali und ergänzte: „Das war ein anstrengender Giro für mich. Es lag viel Druck auf meinen Schultern. Zwischenzeitlich hatte ich schon gedacht, dass alles vorbei ist.“
Für Nibali dürfte es der vierte große Rundfahrtsieg sein. Neben seinem Giro-Triumph 2013 hatte der Astana-Kapitän 2014 die Tour de France und 2010 die Vuelta gewonnen. Hinter Nibali und Chaves folgt der Spanier Alejandro Valverde mit einem Rückstand von 1:17 Minuten auf dem dritten Platz der Gesamtwertung. Kruijswijk ist 1:50 Minuten zurück Vierter.
Insgesamt acht Mal wechselte die Führung in der Gesamtwertung. Für einen Tag hatte auch der deutsche Topsprinter Marcel Kittel nach seinem zweiten Etappensieg vorne gelegen. Am Ende spielten die deutschen Fahrer in der Gesamtwertung keine Rolle. Mit sechs Tagessiegen - neben Kittel triumphierte André Greipel dreimal und Roger Kluge einmal - spielten sie aber trotzdem eine gute Rolle.