Pressestimmen zum Dopingskandal im Radsport
Berlin (dpa) - Die Nachrichtenagentur dpa hat internationale Pressestimmen zum Dopingskandal zusammengestellt.
FRANKREICH: „L'Équipe“: „Sagen wir es ganz offen: Das Überraschende ist nicht, dass 17 Sportler 1998 und 1999 mit Epo gedopt haben, sondern dass es nur 17 waren.“
„La Voix du Nord“: „Ein richtiger Knüller wäre es gewesen, die Namen derer zu veröffentlichen, die in dieser dunklen Zeit nichts genommen haben, denn davon gibt es nicht viele.“
„Le Républicain Lorrain“: „Seit der Etappe von Ventoux, die Chris Froome im Turbogang zurückgelegt hat und bei der er am Sattel geklebt ist, kann man die Unschuld der Tour de France stark infrage stellen.“
„La Charente Libre“: „Das Beispiel der Hartnäckigkeit der amerikanischen Doping-Agentur gegen Armstrong ist eine schöne Ausnahme. Trotzdem haben die französischen Senatoren recht. Wenn es um Recht und Angemessenheit geht, darf man niemals nachlassen, genau wie im Sport.“
„Libération“: „In der Hoffnung auf einen engagierten Kampf gegen Betrüger muss man die Tatsachen akzeptieren. Lange Zeit stigmatisiert ist der Radsport nicht die einzige Disziplin, in der Fehler gemacht werden. Ähnlich ist es in der Leichtathletik oder im Schwimmen. In einer Welt des Sports, in der ultimative Leistung auch eine Frage des Geldes ist, wird Doping oft als Mittel verlangt, um auf entsprechendem Niveau zu bleiben. (...) Der Sport kann nur aus sich selbst heraus bestehen, oder es wird ihn nicht mehr geben.“
ITALIEN: „Corriere dello Sport“: „Die Tour de France 1998 war eine 'schmutzige' Tour. Jetzt ist es offiziell.“
„Tuttosport“: „1998: Tour de Epo. Aber alles bleibt, wie es ist.“
„La Gazzetta dello Sport“: „Die schwarze Liste der Tour 98: Pantani, Ullrich, Cipollini... Positiv, aber keine Sanktionen.“
SPANIEN:„Marca“: „Eine Lügen-Tour: Nach dem Bericht der französischen Senatoren fuhr das Fahrerfeld 1998 gedopt (...) Die Kollateralschäden des Berichts treffen - wie immer - nur den Radsport, weil es die einizige Sportart ist, in der man nach 15 Jahren immer noch Gläser mit eingefrorenem Urin aufbewahrt.“
„El Mundo“: „Nutzloser Revisionismus: Rückwirkende Kontrollen ohne Recht auf Widerspruch, ohne sportliche Konsequenzen, aber sehr schädlich für das Image und die Ehre der Verwickelten. Der Radsport hat sich weiterentwickelt und obwohl es immer Schwindler geben wird, ist der Dopingmissbrauch deutlich zurückgegangen. Mit den Enthüllungen des Senats steckt man einen weiteren Stock in die Speichen eines Rads, das auf weniger verschmutzten Wegen vorwärtszukommen versucht.“
„El País“: „Die Liste stellt eine unvollständige und ungerechte Feststellung dar: Enthalten sind weder alle Sportarten noch alle Radfahrer. Schuldig können nur diejenigen sein, deren Proben analysiert wurden. Einer wie Tyler Hamilton, Jahre später geständig, wird zum Bespiel nicht aufgeführt. Die Aufgelisteten werden mit Demütigung und mit dem Verlust der Ehre oder des Arbeitsplatzes zahlen. Sportliche Sanktionen wird es nicht geben.“