Schumacher: Im Anti-Doping-Kampf muss sich was ändern
Nürtingen (dpa) - Gut zwei Monate nach seinem Freispruch hat der wegen Betrugs angeklagte Radprofi Stefan Schumacher eine andere gesetzliche Grundlage für den Anti-Doping-Kampf gefordert.
„Es muss sich was ändern, das hat mein Fall gezeigt. Die eigentliche Strafe waren diese fünf Jahre. Das ist der Skandal. Dass es sich so gezogen hat“, sagte Schumacher in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Vor dem Prozess hatte der 32-Jährige zugegeben, jahrelang gedopt zu haben. „Zwei Jahre gesperrt, drei Jahre Verfahren - in dem Zeitraum gab es keinen Weg zurück in ein großes Team mit so einer Geschichte am Hals.“
Zukünftig will sich Schumacher, der nach eigenen Angaben seit 2008 sauber ist, im Anti-Doping-Kampf engagieren. „Ich kann meine Geschichte erzählen. Um ein Haar, und ich wäre richtig gebrochen gewesen. Wenn ich mein Umfeld nicht gehabt hätte, meine Familie, meine Frau, dann wäre ich heute richtig fertig. Das weiß ich. Ich habe wirklich in den Abgrund geguckt“, sagte er. „Es ist inzwischen meine Überzeugung, dass Doping nicht der richtige Weg ist. Das ist es einfach nicht wert. Irgendwann holt es dich immer ein.“
Schumacher war im Nachgang der Tour de France 2008 und den Olympischen Spielen in Peking positiv auf das Dopingmittel CERA getestet worden. Im Prozess in Stuttgart war ihm von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen worden, seinen ehemaligen Teamchef bei Gerolsteiner, Hans-Michael Holczer, um Gehalt betrogen zu haben, weil er in einem Gespräch während der Frankreich-Rundfahrt Doping trotz Nachfrage geleugnet hatte.
Schumacher hatte vor dem Landgericht Stuttgart argumentiert, Holczer könne nicht betrogen worden sein, da er von Doping in dem inzwischen aufgelösten Radrennstall gewusst habe. Holczer hatte das stets bestritten. Richter Martin Friedrich sprach Schumacher aber frei. Die Angaben vor Gericht reichten nicht aus, „um von der Schuld des Angeklagten überzeugt zu sein“.
Dass sich insbesondere die aussagenden Team-Ärzte nach seinem Empfinden klar auf die Seite Holczers geschlagen hätten, habe ihn getroffen, sagte Schumacher. Ihnen könne er trotzdem eher verzeihen als seinem Ex-Teamchef. „Bei den Ärzten fällt es mir leichter, bei Holczer nicht. Der ist einfach zu weit gegangen. Das heißt nicht, dass ich jede Nacht wach liege und einen Hass auf ihn schiebe. Aber ich denke das Beste wäre, wenn wir uns einfach nicht mehr begegnen“, sagte Schumacher.
Erstmals seit langem kann sich Schumacher vor einer Radsaison wieder auf den Sport konzentrieren. „Ich bin im besten Alter für einen Radsportler. Ich habe in den letzten Jahren schon richtig gute Leistungen gebracht. Ich bin mir absolut sicher, dass ich, wenn ich wieder im ProTour-Bereich mitfahren würde, auch vorne mitmische. Ich hoffe einfach, dass man mir noch mal die Chance gibt“, sagte er. „Ich habe noch was vor im Radsport. Wenn man mich die Tour noch mal fahren lässt, dann gewinne ich auch meine Etappe.“