Sky gewinnt Giro-Teamzeitfahren - Puccio im Rosa Trikot
Forio/Ischia (dpa) - Mark Cavendish und Bradley Wiggins' Sky-Team haben die englische Woche beim 96. Giro d'Italia eröffnet.
Nach dem Auftaktsieg des Ex-Weltmeisters Cavendish am Samstag gewann das Team des Olympiasiegers Wiggins das 17,4 Kilometer lange Mannschafts-Zeitfahren der zweiten Etappe auf Ischia und brachte Salvatore Puccio ins Rosa Trikot.
Der 23-jährige Italiener war am Samstag beim 130 Kilometer langen Rundstreckenrennen in Neapel auf Rang 33 der am besten platzierte Sky-Profi, was ihm einen Tag später den schönsten Tag seiner Karriere bescherte. Sky brauchte bei Hochsommer-Wetter 22:05 Minuten für seine Siegfahrt auf Angela Merkels Lieblingsinsel. Zeitgleich mit Puccio ist Wiggins nun auch Gesamtzweiter.
Dem britischen Erfolgsteam mit Tour-de-France-Sieger Wiggins, der seine markanten Koteletten abrasiert hat, war keiner der 22 Konkurrenten gewachsen. Auch der härteste Widersacher, überraschend die Spanier von Movistar, machte die Sache nicht richtig spannend. Movistar verlor auf Rang zwei neun Sekunden. Garmin mit dem Vorjahressieger Ryder Hesjedal (Kanada) büßte überraschend 25 Sekunden ein und landete nur auf Rang sieben.
Wiggins' vermutlich härtester Widersacher im Kampf um den Gesamtsieg, Vincenzo Nibali, verlor mit Astana nur 14 Sekunden. „Das war eine sehr gute Vorstellung von uns. Sky sind die Spezialisten, da war nichts zu gewinnen. Der Kurs war sehr schwer und sehr schnell“, sagte der Kletter-Spezialist aus Sizilien.
Auf dem anspruchsvollen Kurs mit vier Steigungen brachte Sky nur fünf der neun Fahrer - das Minimum für eine gültige Wertung - ins Ziel. Auch der deutsche Ex-Meister Christian Knees konnte kurz vor Schluss nicht mehr folgen. Der neue Spitzenreiter Puccio war glücklich: „Das ist unerwartet für mich - einfach super. Bradley hat viel geführt und einen perfekten Rhythmus gefahren.“
Cavendishs Omega-Quickstep-Team war mit 48 Sekunden Rückstand chancenlos. Der Sprint-Spezialist von der Isle of Man wirkte wie ein Bremsklotz. Aber schon am Montag auf der dritten Etappe von Sorrent nach Marina di Ascea könnte wieder die Stunde des elfmaligen Giro-Etappengewinners schlagen.
Dem dreimaligen Zeitfahr-Vizeweltmeister Michael Rich gefiel der hügelige Kurs auf der Urlaubsinsel überhaupt nicht: „Die Ästhetik des Teamzeitfahrens kam nicht rüber. Stattdessen sah man die Fahrer der Teams wie sie gemeinsam kletterten. Das wird man in den kommenden Wochen ständig sehen“, meinte Ex-Profi Rich, der in der russischen Katusha-Equipe speziell für die Betreuung bei Zeitfahren zuständig ist.
Ischia war nach 1959 erst zum zweiten Mal Giro-Station - die Veranstalter waren um die organisatorischen Schwierigkeiten nicht zu beneiden. Die Fährbetriebe zwischen Neapel und Ischia mussten Touristen und den umfangreichen Giro-Tross transportieren. Die Radprofis wurden schon am Morgen kurz nach acht Uhr auf die Insel gebracht, obwohl ihr 20-Minuten-Job erst am Nachmittag begann. Nach der Zieldurchfahrt fuhren sie mit dem Schiff nach Sorrent, zum Startort vom Montag.
Cavendish hatte am Samstag seinen insgesamt 37. Tagessieg bei einer der drei großen Länder-Rundfahrten gefeiert. Allerdings profitierte er im Finale von einem Sturz, der sich in der letzten Kurve ereignet hatte. Dadurch sprinteten nur zehn Fahrer um den Sieg. Der mit großen Hoffnungen gestartete John Degenkolb war durch den Zwischenfall jäh gestoppt worden und konnte nur noch den Sprint der ersten Verfolger 18 Sekunden hinter Cavendish gewinnen.
Aber der Thüringer hielt sich nicht lange mit Trauer auf. Schon am Montag steigen für den Giro-Debütanten die Chancen. „Die Etappen drei, sieben und neun könnten mir liegen“, sagte er. Degenkolb spekuliert darauf, dass die finalen Steigungen zu viel für den Flachland-Spezialisten Cavendish sind.