Tour bisher offiziell dopingfrei

Mont Ventoux (dpa) - Die Party verläuft bislang ungestört. Doping ist beim Tour-Jubiläum noch kein aktuelles Thema. Die gemeinsam von der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD und dem Weltradsportverband UCI durchgeführten Kontrollen waren bisher offiziell alle negativ.

Getestet wird eifrig. „Ich habe das Gefühl, die stehen jeden Morgen beim Frühstück“, sagte Rolf Aldag, technischer Manager beim Team Omega Pharma-Quick Step.

Die Kontrolleure der AFLD verweigerten nach der 14. Etappe in Lyon jegliche Auskunft zum Ablauf der Tests. „Nur die UCI darf zu den Kontrollen Stellung nehmen“, erklärte ein AFLD-Mitarbeiter der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage. Dort ist man mit der Zusammenarbeit bisher mehr als zufrieden. „Beide Seiten arbeiten Hand in Hand“, sagte UCI-Sprecher Louis Chenaille der dpa am Sonntag. Die Strategie für die Tests werden bei einer täglichen Sitzung festgelegt. „Beide Seiten tauschen ihre Informationen aus und vereinbaren gezielte Kontrollen“, erklärte Chenaille.

Rund um den silbergrauen LKW mit der Aufschrift „Controle Antidopage“ herrscht kurz vor dem Etappenende stets rege Betriebsamkeit. Die Chaperons in schwarzen T-Shirts schwärmen aus, um die Fahrer, die unmittelbar nach dem Rennen zur Dopingkontrolle müssen, nicht aus den Augen zu lassen. Neben dem Etappensieger und dem Träger des Gelben Trikots müssen noch mindestens zwei Fahrer zum Test. Diese werden entweder nach dem Zufallsprinzip oder gezielt ausgewählt.

Die Kontrollen nach der Etappe sind jedoch nur ein Teil des Testsystems. Auch unangekündigte Besuche in den Teamhotels gehören dazu. So wurde etwa Marcel Kittel am Abend nach seinem dritten Etappensieg in Tours im Mannschaftsquartier noch einmal getestet. Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin und sein französischer Teamkollege Sylvain Chavanel bekamen vor dem Einzelzeitfahren nach Saint Mont-Michel noch Besuch.

Der Pole Michal Kwiatkowski, Träger des Weißen Trikots des besten Jungprofis, wurde am Morgen der 15. Etappe auf den Mont Ventoux kontrolliert. „Dass jene Fahrer, die vorne mitfahren können, in dieser Fülle gezielt kontrolliert werden, ist neu“, sagte Helge Riepenhof, Teamarzt des Rennstalls Omega Pharma-Quick Step.

Die Zusammenarbeit zwischen AFLD und UCI läuft bisher anscheinend reibungslos. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. 2009 übte der damalige AFLD-Chef Pierre Bordry harsche Kritik an den Kontrollen des Weltverbandes. Er bezichtigte die UCI, Lance Armstrong bei seinem damaligen Tour-Comeback bei der Tour bevorzugt behandelt zu haben. In den Jahren darauf hatten die Franzosen eine Zusammenarbeit mit der UCI abgelehnt. Erst in diesem Jahr ist die AFLD wieder mit von der Partie.

Bei der Tour 2008 waren die französischen Kontrolleure allein verantwortlich für die Tests. Damals überführte die AFLD zahlreiche Doper mit einem neuen Analyseverfahren auf das EPO-Präparat Cera - darunter den damaligen Gerolsteiner-Profi Stephan Schumacher, der sich derzeit wegen Betrugsvorwürfen im Zusammenhang mit der Dopingaffäre vor Gericht in Stuttgart verantworten muss.

Im vergangenen Jahr hatte es lediglich einen Dopingfall während der Frankreich-Rundfahrt gegeben. Damals wurde der Luxemburger Fränk Schleck positiv auf ein Diuretikum getestet, das zur Verschleierung von Doping verwendet werden kann. Die Sperre des Tourdritten von 2011 war am Sonntag abgelaufen. Analysiert werden die Proben auch in diesem Jahr in erster Linie in dem Anti-Doping-Labor Chatenay-Malabry bei Paris, aber auch in Köln bei Wilhelm Schänzer.